1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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die Verordnung seines Vaters, daß alle Kinder seiner Untertanen bis zum
13. Lebensjahre die Schule besuchen und Religion, Lesen und Schreiben
lernen sollten, aufs neue ein. In Berlin wurde ein Lehrerseminar
gegründet, und der König befahl, daß nur noch geprüfte, würdige
Männer als Lehrer angestellt werden sollten.
11. Des Königs Tagesordnung. Wenige Jahre nach seinem
Regierungsantritt ließ Friedrich sich bei Potsdam das herrliche Schloß
„Sans-Souci“ (= ohne Sorge) bauen. Dieses wurde sein Lieblingsaufenthalt
und der Schauplatz seiner Friedensarbeit. Er hat einmal gesagt: „Daß ich
lebe, ist nicht nötig; wohl aber, daß ich tätig bin." Punkt 4 Uhr im Sommer,
im Winter 5 Uhr mußte sein Kammerhusar ihn wecken. Sobald er sich ange-
kleidet hatte, brachte ein anderer die Briefe, die in der Nacht eingegangen
waren. Sofort las sie der König und schickte sie an seine Räte. Darnach wurden
die Generaladjutanten gerufen, die ihm über Militärsachen berichten mußten.
Jetzt trank er seinen Morgenkaffee, blies einige Zeit die Flöte und setzte
sich dann an seinen Arbeitstisch. Nun traten seine Räte ein, einer nach denr
andern und legten ihm die Antworten auf die Briefe vor, die er ihnen über-
sandt hatte oder holten seine Entscheidung ein. Wenn die abgefertigt waren,
legte der König die Uniform an, ließ alle vor sich, die ihn zu sprechen
wünschten und hörte sie an. Dann bestieg er sein Pferd, ritt zur Parade
oder auch in der Stadt spazieren; selten ging er zu Fuß. Immer aber trug
er den Krückstock mit dem schweren goldenen Griff in der Rechten. Punkt
12 Uhr aß der König zu Mittag. Beiin Mahle unterhielt er sich aufs leb-
hafteste mit Gelehrten, Künstlern und Offizieren, die er eingeladen hatte.
Nach Tisch blies er Flöte und arbeitete bis zunr Nachmittagskaffee in seinem
Kabinett. Darnach besprach er sich mit Gelehrten und Künstlern oder las
für sich allein. Abends war gewöhnlich ein kurzes Konzert, bei welchem der
König auch Stücke vortrug. Nach dem Konzert folgte die Abendtafel, zu
welcher immer eine Anzahl der Vertrauten und Freunde des Königs
geladen waren. Leider spielten unter diesen französische Dichter und Ge-
lehrte (Voltaire) Jahre lang die Hauptrolle. Nach der Mahlzeit wurden
Gedichte oder Abschnitte aus gelehrten Büchern vorgelesen und jeder
durfte seine Meinung darüber frei äußern. Selten wurde die „Tafel-
runde von Sanssouci" vor Mitternacht entlassen. Friedrich ging dann
sofort zur Ruhe.
12. Der König auf Reisen. Im Mai jedes Jahres unternahm
Friedrich Reisen durch die Provinzen seines Reiches. Er wollte überall
mit eigenen Augen sehen, wie seine Offiziere die Soldaten ausbildeten, wie
die Beancken seine Befehle ausfiihrten. Der Landrat jedes Kreises mußte
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