1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Die Offiziere wollten leben wie Fürsten; die Soldaten verlangten Braten
rmd Wein, um sich von den Strapazen des Krieges zu erholen. Dazu seufzte
das Volk unter den: Druck der ungeheuren Steuerlast, die ihm auferlegt
werden mußte, damit die Kriegskosten an die Franzosen bezahlt werden
konnten. Sie haben in den Jahren ihrer Zwingherrschaft allein an barem
Gelde gegen 300 Mill. Mark aus dem kleinen Preußen herausgeholt; die
Sunrme für Verpflegung und Lieferungen aller Art betrug mindestens
das Doppelte. Kein Wunder, daß das Land verarmte, zumal Fabriken,
Gewerbe und Handel völlig still lagen. Dazu kanr die erbärmlichste Spionage
des Feindes. Niemand wagte schließlich mehr, seine Meinung frei zu äußern,
aus Furcht, ein verkappter Spion könne sie der Polizei hinterbringen.
Diese aber inachte mit den Unzufriedenen kurzen Prozeß. — All die Not
hatte nun zunächst die heilsame Wirkung, daß sie einsichtigen Menschen die
Augen öffnete. Man fing an, die Ursachen des Unglückes, das Preußen
niedergeschmettert hatte, zu erkenneu. Schor: in: Jahre 1808 schrieb die
Königin Luise ihrem Vater: „Es wird n:ir immer klarer, daß alles so kommen
mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar
eine andere Ordnung der Dinge ein, da die alte als abgestorben zusammen-
stürzt. Wir sir:d eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs d. Gr. Wir
sind nicht mit der Zeit fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns. Wir
müssen durch. Sorge:: wir dafür, daß wir mit jeden: Tage reifer und besser
werden." Niemand — so bezeugt Luise — sah das klarer ein, als der König
und seii: Entschluß stand fest: „Das n:uß bei uns anders werden." Tausende
von wackeren Männern Preußens und Deutschlands dachten ebenso. König
Friedrich Wilheln: berief nun Männer zu seinen Ratgebern, die von heißer
Vaterlandsliebe wie von glühendem Haß gegen die Fremdherrschaft beseelt
waren. Sie sollte:: mit Rat und Tat helfen, daß es in Preußen anders
werde. Wir wollen einige dieser Männer kennen lernen und sehen, was
sie Neues geschaffen haben.
2. Freiherr vom Stein, a) Aus seinen: Leben. Auf dem
Burgberge bei Nassau, der Heimat des Freiherrn v. Stein, steht sein Denkmal.
Die Inschrift desselben lautet: „Des Guten Grundstein, des Bösen Eckstein,
der Deutschen Edelstein." Er war bereits unter Friedrich d. Gr. in den
preußischen Staatsdienst getreten. Seine hervorragende Tüchtigkeit und
eiserne Pflichttreue beförderten ihn bald in die höchsten Stellen; ja König
Friedrich Wilhelm Iii. berief ihn zweimal zun: Minister. Er haßte Napoleon
aufs grimmigste, weil dieser den Völkern die Freiheit raubte. Napoleon
aber verfolgte ihn mit tödlichen: Haß, weil er ihn fürchtete. 1808 mußte
Stein vor Napoleon aus Preußen fliehen. Er ging zuerst nach Österreich,
später nach Rußland, wo er den: Kaiser Alexander in: Kan:pfe gegen