1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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nur vereinzelt als Lehen. An der Spitze einer Dorfgemeinde oder Bauer-
schaft stand der Bauermeister, der mit Hülfe der „Geschworenen" die Auge
legenheiten derselben verwaltete. Neben ihrer Pacht hatten die Bauens
noch an den Staat Stenern und für Gemeindezwecke Gemeindeabgaben
zu zahlen und Herrendienste mit der Hand oder mit Gespann zu leisten.
Die Herren-(Fron-)dienste wurden gegen Ende des 18. Jahrh, nach und
nach gegen Zahlung einer Geldsumme beseitigt. Im Ansang des vorigen
Jahrh, ging die hannoversche Regierung mit der „Gemeinheits-
teilung" (d. h. Teilung der alten Allmende) der Dörfer vor. Jeder
Hof bekam seinen Teil. Zugleich wurden durch die „Verkoppelung"
die vielfach bunt durcheinander liegenden Ackerstücke der einzelnen Höfe
durch Austausch mehr zusammengelegt. Das für die Teilung und Äer-
koppelung nötige Geld gab die „ L a n d e s k r e d i t a n st a l t" in Han-
nover her. Sie lieh es zu billigem Zinsfuß und gegen allmählige Abtragung
(Amortisation). Im Jahre 1831 kam das „A b l ö s u n g s g e s e tz" heraus.
Nun konnten alle Zinsen, Zehnten und sonstigen Lasten und Abgaben der
Höfe mit Erbrecht an den Grundherrn abgelöst werden, indem der Besitzer
den 25fachen Betrag des Geldwertes seiner Leistungen zahlte. Damit
war der letzte Rest der Hörigkeit des Bauernstandes in Hannoverland
beseitigt.
8 119. Aus der (beschichte des deutschen Bürgertums.
1. Das deutsche Handwerk, a) Die Wiege des deutschen
Handwerkes waren die großen Herrenhöfe und namentlich die Klöster.
Es gab freilich schon in den frühesten Zeiten des deutschen Volkes hie
und da tüchtige Handwerker, wie Schmiede, Töpfer, Weber, die ihr Hand-
werk selbständig betrieben. Aber in der Hauptsache war doch das Handwerk
wohl ursprünglich eine Nebenbeschäftigung des Bauern, blieb es auch noch,
als bereits Tausende von ihnen Hörige der Herrenhöfe geworden waren.
Hier indessen trat bald die Arbeitsteilung ein. Erwies sich z. B. ein Höriger
besonders geschickt im Schmieden, so wurde ihm allmählich die ganze
Schmiedearbeit für den Herrenhof übertragen. Zeigte ein Schmied
besondere Fertigkeit in der Herstellung von Waffen, so wurde er bald
lediglich Waffenschmied. Wie in diesem Fache, so gings auch in den
übrigen. Aus einer Hauptberufsart wuchsen immer neue hervor. Auf
den Herrenhöfen Karls d. Gr. gab es bereits Eisen-, Gold- und Silber-
schmiede, Bäcker, Schuster, Schneider, Schreiner, Sattler, Zimmerleute ufn>.
Namentlich waren die Klöster Hanptstätten des deutschen Gewerbefleißes.
Die vielfach sehr geschickten, ja kunstfertigen Mönche schulten Hörige
der Klöster in den verschiedensten Handwerken, besonders in denen,