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1. Teil 2 - S. 264

1910 - Hannover : Helwing
264 getreten, der behauptete, er sei Nachfolger des „Apostelfürsten" Petrus. Man nannte ihn „Papst". Die christlichen Völker des Abendlandes hatten sich mehr und mehr gewöhnt, in ihm das Oberhaupt der „katholischen" d. h. allgemeinen Kirche zu sehen. Welches Ansehen er genoß, das erkennen wir z. B. daraus, daß der fränkische Hausmeier Pippin, ehe er seinen König vom Thron stieß, beim Papst anfragen ließ, ob der König sein solle, der nur den Namen trage, oder der, der das Reich regiere. Auf den päpstlichen Ausspruch hin, daß letzterem die Krone gebühre, entthronte Pippin seinen König und nahm selber den Thron des Frankenreiches ein. Für seinen Ausspruch gab Pippin dem Papste dann die Herrschaft über ein Land- gebiet in Mittelitalien. So hatte der geistliche Herrscher nun auch ein welt- liches Fürstentum, den „Kirchenstaat", mit der Hauptstadt Rom, und der Frankenkönig war Schirmherr desselben. Der Papst begriff sehr wohl, daß seine Herrschaft nur Bestand haben könne, wenn sie sich auf eine starke, weltliche Macht stütze. Darum setzte er int Jahre 800 dem Frankenkönige Karl d. Gr. die römische Kaiserkrone aufs Haupt. Dann warf er sich vor dem römischen Kaiser Karl auf die Knie und huldigte ihm. Karl versprach der Kirche seinen Schutz: aber er duldete niemals auch nur den leisesten Eingriff des Papstes in seine kaiserlichen Rechte. Nur in Sachen des Glaubens erkannte er den Papst als obersten Richter an; im übrigen war der Kaiser- unumschränkter Herr im Reiche. — Unter den schwachen Nachfolgern Karls ist das anders geworden. Schon Ludwig dem Fromnren trat der Papst als Herr und Gebieter auch in weltlichen Dingen gegenüber. Bald tauchte jene Sammlung sogenannter alter päpstlicher Erlasse auf, die meist gefälscht waren. Aus diesen suchten die Päpste zu beweisen, daß der Papst nicht nur das Oberhaupt der Kirche, sondern der Welt sei, also auch über dem Kaiser stehe; daß die Fürsten nur Diener des Papstes seien; daß alles, was der Papst befehle, unanfechtbares Gesetz sei. Die Kaiser aus dein Sachsenhause freilich traten diesen Ansprüchen kräftig entgegen. Otto d. Gr. kam mit seinem Heere über den treulosen Papst, eroberte Rom und ließ die Römer schwören, nie einen Papst ohne Zustimmung des Kaisers zu wählen. Heinrich Ii. leitete die Kirche mit unumschränkter Gewalt. Er setzte Bischöfe ein und ab, ernannte die Äbte der Klöster und führte den Vorsitz auf den Synoden. Ebenso herrschten die fränkischen Kaiser Kon- r a d Ii. und H e i n r i ch Iii. über das damals so tief gesunkene Papsttum. Heinrich Iii. ließ 3 Päpste absetzen und ernannte selbständig mehrere Päpste. Damit war der Höhepunkt der Herrschaft des Kaisertums über das Papsttum erstiegen. 2. Kaiser und Papst wider einander. Unter Kaiser Heinrich Iv. begann der Kampf der beiden Mächte. Zu seiner Zeit saß Gregor Vii. aus
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