1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
ziehen, bald krauses Laub, zierliche Becher oder Sträucher bilden; es sind
Flechten. Die Flechten haben zu einer ganz merkwürdigen Entdeckung
geführt. Man erkannte nämlich bei ihnen ein Gefilz farbloser Fäden und
dazwischen kugelrunde, lebhaft grüne Körnchen. Erstere stimmen nun voll-
ständig mit den Fäden der Schlauchpilze überein, letztere aber haben die
Gestalt der grünen Algenzellen, die wir überall als grünen Überzug an
Steinen, Mauern, Bäumen usw. sehen. Beide Teile der Flechte können
für sich leben und Sporen erzeugen. Die Flechte bildet also eine inmge
Lebensgemeinschaft zwischen einem Pilze und einer Alge. Der
Pilz hat die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzusaugen und aus organischen Stoffen
für sich und die Algen Nahrung zu ziehen. Die Alge dagegen vermag aus
Kohlensäure und Wasser Nahrung für sich und den Pilz zu bereiten. Durch
diese Verbindung kommt es, daß die Flechten auch da gedeihen, wo anderes
Pflanzenleben nicht mehr oder noch nicht aufkommen kann. In den Tundren
Sibiriens und in den Felswüsten des Hochgebirges, an steilen Felswänden
und auf dem sandigen Boden eines Kiefernwaldes siedelt die Flechte sich
an. Sie zerbröckelt das Gestein und unterstützt dadurch die Verwittemng.
Sie bildet auf dürrem Boden die erste Humusschicht und bereitet ihn da-
durch für andere höhere Pflanzen. Die bekanntesten Flechten sind: die
Bartflechte, von alten Baumästen herabhängend, die A st - und
die Becherflechte, auf sandigem Waldboden und an Baumstämmen,
das isländische Moos (Brocken) und die R e n n t i e r f l e ch t e.
1. Welche Bedeutung gaben isländisches Moos (Moos?) und Renntierflechte?
— 2. Woher die Namen Ast--, Bart- und Becherflechte?
Hl. Dau und Lkbenserscheiuuilgen der Pflanzen.
S 13?. Die Zelle.
1. Gestalt und Größe, a) In den Hefe- oder Gürungspilzen haben
wir bereits -Pflanzen kennen gelernt, die aus einzelnen, kugeligen oder
eiförmigen Zellen bestehen. Bringen wir einige von den grünen Fäden
des Schimmelpilzes (auf Brot, Speiseresten, Obst usw.) unter das
Mikroskop, so bemerken wir, daß sie aus mehreren zylinderförmigen Hohl-
rüumen bestehen, die sich mit den Endflächen berühren. Wir haben also eine
Pflanze vor uns, die aus mehreren Zellen besteht. Ein dünner Quer-
schnitt aus Holunder- oder Sonn enblumenmark zeigt
eine Anzahl eckiger Räume, die durch dünne Querwände voneinander
abgegrenzt sind. Fasern von Flachs oder Lindenbast lassen uns unter
dem Mikroskop langgestreckte Zellen erkennen, in denen ein innerer Raum
kaum zu entdecken ist. d) Jede Pflanze ist aus Zellen zusanimengesetzt.