1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Bäume, Flachs, Hanf, Baumwolle usw. Sie ist geschmack- und geruch-
los, in Wasser, verdünnten Säuren, Weingeist, Laugen und Äther ist
sie unlöslich, in konzentrierter Schwefelsäure löst sie sich allmählich
auf. Am reinsten kommt sie in Baumwolle, Leiuwand und
Papier vor. — Taucht man in verdünnte Schwefelsäure (4 Teile
Schwefelsäure auf 1 Teil Wasser) weißes Lösch- (Filtrier)-Papier,
wäscht es dann sorgfältig aus und trocknet es, so wird es pergament-
artig; es heißt Pergamentpapier und läßt sich als Pergament
gebrauchen. Durch ein Gemisch von einem Teile konzentrierter Salpeter-
säure und zwei Teilen konzentrierter Schwefelsäure wird aus der
Pflanzenfaser (Baumwolle) die Schießbaumwolle, und aus dieser
das Kollodium bereitet. Durch Essigäther und Alkohol wird Schieß-
baumwolle in eine Art Gelatine verwandelt, die das rauchlose
Pulver darstellt. Aus dem Zellstoff wird ferner das Zelluloid
durch Behandlung mit Salpeter- und Schwefelsäure und Kampfer
bereitet. Es dient zur Herstellung vieler Gebrauchs- und Schmuck-
gegenstände; es ist feuergefährlich.
1. Wie wird Baumwolle benutzt? — 2. Beschreib die Leiuwandbereitung, die
Papierfabrikation! — 3. Wozu benutzt man Pergameutpapier? — 4. Neune Gegen-
stände ans Zelluloid! — 5. Gib Eigenschaften des Zelluloids an!
8 274. Stärke.
1. a) Geriebene Kartoffeln, Weizenmehl, Leinwandlappen, verschiedene Stärke-
arten. Jodtinktur, b) Gewinnung von Stärke, Kochen der Stärke, Blaufärben
der Stärke durch Jod.
2. Stärke hat mit der Zellensubstanz gleiche Zusammensetzung,
bildet jedoch keinen Teil des Zellengewebes, sondern sindet sich im
Innern der Zellen, und zwar in den Samen, Wurzeln und im
Marke der Pflanzen, auch in unreifem Obste. Die Stärkemehlkörnchen
bestehen aus schalenartig übereinander liegenden Schichten; sie haben
verschiedene Formen nach den Pflanzen, aus denen sie gewonnen sind,
und können mittels eines Mikroskops unterschieden werden: Kartoffel-,
Weizen-, Erbsen-, Maisstärke usw. Sago ist Stärkemehl aus
dem Marke der Sagopalme. — Das Stärkemehl hat weder Geruch
noch Geschmack; in kaltem Wasser quillt es auf; beim Kochen mit
Wasser zerplatzt die äußere Hülle, und die Stärke bildet Kleister;
Stärke wird durch Jod blau gefärbt. Stärkemehl bildet einen wesent-
lichen Bestandteil unserer Nahrungsmittel. Aber nur gekocht ist es ver-
daulich; daher müssen Reis, Hülsenfrüchte, Kartoffeln usw.
gekocht werden.
Anmerkung. Eine ähnliche Zusammensetzung wie Zellensubstanz und
Stärke haben Gunimi und Pflanzenschleim. Gummi löst sich im Wasser
auf, nicht im Weingeist (beim Harz ist's umgekehrt). Das beste Gummi ist das
arabische Gummi, das aus Akazien ausschwitzt: Kirschgummi ist ein Gemenge
von Gummi und Pflanzenschleim. Der letztere Stoff findet sich in Lein-
samen, Qnittenkernen, in vielen Wurzeln und Früchten usw. Er quillt im Wasser
ans zu einem dicken Schleime.
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