1908 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte, Geographie
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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fangen. Da faltete Wittekind still die Hände, und Tränen rollten in
seinen Bart. Er warf sich vor dein Altar auf die Kniee und rief:
„Ich bin Wittekind; ich will ein Christ werden, wie ihr!" Da um-
armte König Karl seinen alten Feind und ließ ihn und viele Sachsen
taufen. Die Sachsen wurden nun seine treuen Untertanen.
5. Wie Karl sein Reich vergrößerte, a) Der Feldzug gegen die
Langobarden. Karl wollte alle deutschen Stämme zu einem Reiche ver-
einigen, und dieses Reich sollte ein christliches Kin. Der erste Stamm,
welchen er seinem Reiche hinzufügte, waren die Langobarden in Italien.
Ihr König Desiderius bedrängte den Papst hart. Dieser rief den mächtigen
Frankenkönig um Hülfe an. Karl kam über die Alpen. Desiderius flüchtete
vor dem „eisernen Kart" in das feste Pavia. Karl eroberte die Festung,
schickte den Desiderius ins Kloster und vereinigte das Langobardenreich mit
dem seinigen. (Lies Z 42 S. 73!)
b) Der Kampf mit den Sachsen. Die Sachsen saßen zu beiden
Seiten der Weser bis gegen Rhein und Elbe hin. Sie zerfielen in Ostfalen,
Engern und Westfalen. Sie waren noch Heiden und grimmige Feinde der
Franken. Raubzüge hinüber und herüber ließen beide Völker nicht zur Ruhe
kommen. Karl mußte die Sachsen unterwerfen, wenn er seinen Ostgrenzen
Frieden schaffen wollte. Er erkannte aber auch sehr wohl, daß sie zugleich
Christen werden müßten, wenn sie seine getreuen Untertanen sein sollten.
Im Jahre 772 beschloß er mit Zustimmung seiner Franken, die Sachsen zu
unterwerfen. Auf seinem ersten Kriegszuge ins Sachsenland zerstörte er die
Eresburg und die heilige Irmensäule an der Diemel und drang bis an die
Weser vor. Die Bewohner der verwüsteten Gaue gelobten Gehorsam. Karl
ließ christliche Priester zurück, die ihnen das Evangelium verkündigen sollten.
Aber kaum hatte er den Rücken gewandt, so empörten sich die Sachsen und
töteten die Missionare. Karl mußte den Krieg von neuem beginnen. So
ging es bis 777. In diesem Jahre drang König Karl bis an die Elbe vor
und hielt dann einen Reichstag bei Paderborn, wo viele Sachsen ihm Treue
schwuren. Aber ihr Herzog Wittekind war nicht dabei; er war geflohen. Die
Kämpfe dauerten fort. Ja die Sachsen metzelten sogar ein Frankenheer im
Süntel nieder. Da eilte Karl herbei und nahm furchtbare Rache, indem er
4500 (?) Sachsen an einem Tage bei Verden an der Aller als meineidige Ver-
räter hinrichten ließ. Mit grausamer Strenge unterdrückte er das Heidentum.
Es blieb den Sachsen nur noch die Wahl zwischen Taufe und Tod. Noch-
mals standen sie unter Wittekind auf gegen den „Menschenschlächter" — wie
sie Karl nannten —; aber Karl besiegte sie in den mörderischen Schlachten
bei Detmold und Osnabrück. Dadurch war ihre Kraft gebrochen. Wittekind
ließ sich (785) mit vielen'edlen Sachsen taufen und hielt von nun an treu
zu Karl. Jetzt kamen von allen Seiten Missionare ins Sachsenland, predigten,
tauften und gründeten Klöster, Kirchen und Christengemeinden. Später
wurden die Gemeinden zu Bistümern vereinigt. Die Bistümer im Sachsen-
lande waren Münster, Paderborn, Minden, Osnabrück, Bremen und Verden,
Hildesheim und Halberstadt. Nach einem Menschenalter waren die Sachsen
im ganzen äußerlich ein christliches Volk.
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