1908 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte, Geographie
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Kaiser abermals gegen die Stadt. Er schwur, die Krone nicht eher wieder
aufzusetzen, als bis er Mailand gedemütigt habe. Nach langen, grausamen
Kämpfen zwang er die Mailänder, sich aus Gnade und Ungnade zu ergeben.
Mit Stricken um den Hals, Asche auf dem Haupte und Kreuzen in den
Händen erschienen sie im Lager des Kaisers, fielen ihm zu Füßen und baten
um Gnade. Der Kaiser hielt nun Gericht und sprach das harte Urteil:
Mailand soll zerstört werden; ihre Bürger bauen sich an gewiesenen Orten
neue Wohnstätten. So geschah es. Nun unterwarfen sich alle lombardischen
Städte dem Kaiser.
3. Friedrich erliegt seinen Feinden. Der Papst sah es sehr
ungern, daß ver Kaiser in Italien Herr war. Zunächst freilich wagte er
nicht, dem sieghaften Herrscher feindlich zu begegnen. Als dieser aber nach
Deutschland zurückgekehrt war, wiegelte der Papst die Lombarden gegen ihn
auf. Friedrich zog abermals nach Italien, besiegte die Empörer und be-
lagerte Rom. Da brach in seinem Heere die Pest aus und vernichtete es.
Der Kaiser eilte wie ein Flüchtling nach Deutschland. Jetzt faßten die
Lombarden neuen Mut. Mailands Bürger bauten ihre Stadt schnell wieder
auf. Der Papst schloß ein Bündnis mit Mailand und vielen anderen lom-
bardischen Städten, die über die harte Herrschaft der kaiserlichen Statthalter
empört waren. Friedrich zog mit einem Heer über die Alpen und kämpfte
wie ein Held; aber er verlor die Hauptschlacht. Rasch schloß er nun eine«
Waffenstillstand .mit den Feinden und machte Frieden. Die Lombarden
erkannten ihn als Kaiser an und leisteten ihm auch die üblichen Abgaben;
in ihren Städten aber lebten sie fortan als freie Bürger nach ihren eigenen
Gesetzen.
4. Heinrich der Löwe. a) Wie er gestaltet und gesonnen
war. Herzog Heinrich war ein schöner und außerordentlich starker
Mann. Feurig und kühn blitzten seine großen, schwarzen Augen. Ties
dunkles Haupthaar umwallte seinen stolzen Nacken. Niemand konnte
besser reiten, Wettlaufen und den Speer werfen, als er. Eisern war
seine Faust; sein Wille unbeugsam, unbändig sein Trotz. Erbarmen
kannte er nicht. Was sich vor ihm nicht beugen wollte, das mußte
brechen. Herrschen wollte er in seinen Landen, aber er allein. Neue
Besitzungen wollte er gewinnen und so viele wie möglich. Daraus stand
sein Sinn.
d) Wie Heinrich sein Erbe wieder erlangte. Heinrichs
Vater war Herzog von Sachsen und Bayern gewesen. Der Kaiser
hatte ihm Bayern genommen, weil er nicht wollte, daß der Herzog so
mächtig war. Als nun Heinrich der Löwe Herzog wurde, verlangte er
vom Kaiser, daß er ihm Bayern zurückgäbe. Kaiser Friedrich Rotbart
war Heinrichs Freund. Er wußte wohl, welch einen Helden er an
Heinrich zur Seite haben würde, wenn er ihm Bayern wiedergab. Das
wurde dem Kaiser aber sehr schwer gemacht, denn die deutschen Fürsten
wollten nicht, daß Heinrich so mächtig werden sollte. Jedoch der Kaiser
gab nicht nach, und die Fürsten willigten endlich ein. Aus dem Reichstag