1908 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte, Geographie
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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er zunächst; aber schließlich bekannte er trotzig, er habe fliehen wollen,
weil der Vater ihn nicht wie seinen Sohn, sondern wie einen Sklaven
behandle. Da wurde der König sehr zornig und ließ seinen Sohn ins
Gefängnis werfen bei Wasser und Brot. Ja, er befahl sogar, daß
Fritz als Deserteur (Fahnenflüchtiger) gerichtet werden solle.
3. Der reumütige Sohn wird begnadigt. Im Gefängnis
durfte niemand mit Fritz sprechen, als der Feldprediger Müller. Dieser
zeigte ihm, wie schwer er sich gegen seinen Vater versündigt habe, und
ermahnte ihn, Gott und den Vater um Verzeihung zu bitten. Fritz
dachte nun ernstlich über sein Leben und Treiben nach. Er sah ein,
wie tief er seinen Vater gekränkt hatte. Als der Feldprediger merkte,
daß der Prinz sein Vergehen aufrichtig bereue, meldete er es dem
Könige und bat für Fritz um Gnade. Der König ward sehr froh, als
er das vernahm und hob das scharfe Gefängnis des Prinzen auf. Da
faßte Fritz Mut und ließ nun den Vater herzlich um Verzeihung
bitten, gelobte ihm auch pünktlichen Gehorsam. Der Vater verzieh
seinem Sohne, nahm ihn wieder zu Gnaden an und schenkte ihm die
Freiheit. Fritz mußte aber noch längere Zeit in Küstrin bleiben und
dort auf der Regierung arbeiten. Als dann die Hochzeit seiner
Schwester gefeiert wurde, ließ der Künig ihn heimlich nach Berlin
kommen. Während des Festes trat er im schlichten Anzug in den
Saal. Niemand erkannte ihn. Da ergriff ihn der König bei der Hand
und führte ihn der Königin mit den Worten zu: „Da ist nun der
Fritz wieder." Mutter und Schwester schloffen ihn unter Freudentränen
in die Arme.
4. König Friedrichs Lebensweise. Im Jahre 1740 bestieg
Fritz den Königsthron von Preußen. Er hatte von seinem Vater
gelernt, daß es eine sehr ernste und schwere Arbeit ist, ein Land gut
zu regieren. Aber das Arbeiten war dem jungen Könige eine Lust
und ist es bis an sein Lebensende geblieben. Im Sommer stand er
um 4, im Winter um 5 Uhr aus. Sein Kammerdiener hatte den
strengsten Befehl, ihn nicht länger schlafen zu lassen. Schon während
des Ankleidens begann er, zu arbeiten. Entweder las er Briefe, die
in der Nacht eingegangen waren, oder er diktierte seinen Räten kurz
die Antwort auf dieselben. Dann nahm er sein Frühstück ein. Dar-
nach begab er sich in sein Arbeitszimmer, las, schrieb oder empfing die,
welche ihn sprechen wollten. Zuweilen ritt er auch zur Parade. Punkt
12 Uhr begab er sich zur Mittagstafel. Meistens waren zum Essen
seine gelehrten Freunde, sowie hohe Offiziere und Beamte geladen.
Mit ihnen unterhielt er sich aufs lebhafteste. Scherz- und Witzworte
würzten das Mahl. Nach dem Mahle blies der König eine halbe
Stunde Flöte. Dann arbeitete er wieder bis zum Abendessen, zu welchem
ebenfalls Gäste geladen waren. Mit diesen blieb er dann in fröhlichem