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1. Teil 1 - S. 118

1908 - Hannover : Helwing
118 seine geliebte Königin zu begrüßen. Mit unendlichem Jubel wurde sie in Berlin empfangen. Aber ihr Herz wurde nicht mehr froh, denn sie fühlte, daß eine schlimme Krankheit an ihrem Leben zehrte. Sie wünschte sehnlich, ihre Heimat und ihre Lieben dort noch einmal wieder- zusehen. Gern erfüllte der König ihren Wunsch. Sie nahm schmerz- lichen Abschied von Gemahl und Kindern und reiste 1810 nach Schwerin ab. Hier wurde Luise mit zärtlichster Liebe empfangen. Später kam auch der König nach. Da brach die Königin unter einem heftigen Anfall ihrer Krankheit zusammen. Doch sie überwand den Anfall, und ihr Befinden besserte sich. Der König konnte ohne Besorgnis wieder abreisen. Aber wenige Tage später kehrten die Brustschmerzen schlimmer als zuvor wieder. Der König wurde schnell zurückgerufen. Er kam und brachte den Kronprinzen und den Prinzen Wilhelm mit. In tiefstem Schmerz nahmen sie Platz am Sterbelager der Königin. Gegen 9 Uhr abends neigte Luise das Haupt zurück und rief: „Herr Jesus, mach es kurz!" Dann tat sie noch einen tiefen Atemzug. Es war der letzte. Der König drückte ihr die Augen zu, die ihm so treu ge- leuchtet hatten. § 71. Kaiser Wilhelm I. 1. Wilhelms Jugendzeit. Am Sterbelager der Königin Luise stand auch Prinz Wilhelm. Er war als zweiter Sohn Luisens am 22. März 1797 in Berlin geboren. Mit größter Sorgfalt hatte die Mutter dieses so schwache Kind gepflegt. Sobald Prinz Wilhelm kräftig genug war, mußte er mit dem älteren Bruder exerzieren. Dabei zeigte es sich, daß ein richtiger Soldat in ihm stecke, der die Übungen sehr genau erfaßte und ausführte. Daneben mußte er tüchtig lernen. Das Lernen aber wurde ihm nicht so leicht, wie dem Kronprinzen. Mit der Arbeit wechselte das fröhliche Spiel, das den königlichen Kindern namentlich in Paretz das höchste Ver- gnügen bereitete. (S. S. 116, 3.) Das einfache, anspruchslose Leben der Eltern gefiel dem Prinzen Wilhelm sehr. Er hat sein ganzes Leben lang nicht davon gelassen. Die Königin nahm ihre Kinder mit in den Gottesdienst und ins Waisenhaus. Sie sollten früh lernen, den Armen wohlzutun und sie zu erfreuen. — Schnell flössen die glück- lichen Jahre dahin. Es folgte eine Zeit voll Schmerz und bitterer Tränen. Kaiser Napoleon I. schlug die Preußen und eroberte ihr Land. Prinz Wilhelm mußte mit der Mutter fliehen. Unterwegs warf ihn ein schlimmes Nervenfieber aufs Krankenbett. Er sah die Trauer der Eltern, und fing an, zu ahnen, welch furchtbares Unglück die Eltern getroffen hatte. Tief prägte sich ihm das Wort der Mutter ins Herz: „Werdet Männer und geizet nach dem Ruhm großer Helden!" Kaum waren die schweren Jahre überwunden, da stand Prinz Wilhelm am Sterbebette der treuen Mutter. Mit ihr sank das Liebste, was er aus der Welt hatte, ins Grab.
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