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1884 -
Wismar
: Hinstorff
- Autor: Schraep, J.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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welchen der Herr durch Hände und
Führ an das Holz geheftet war. Cr
gab sich viele Mühe, die grausamen
Nägel heraus zu ziehen, aber er ver-
mochte es nicht; auch waren die
Spitzen seines Schnabels bei der ver-
geblichen Anstrengung ganz brumm
geworden. Als nnn der Heiland
sah, das; der mitleidige Vogel sich
seinen Schnabel breuzweis verbogen
hatte, sprach er: „Fliege hin, betrüb-
ter Vogel, und trage fortan das
Reichen des Kreuzes an dir, das du dir um mich verdient hast." Noch
heute trägt der Vogel dies Reichen und heitzt deshalb „Kreuzschnabel".
Auch ein Rotkehlchen kam herzugeflogen und hatte Erbarmen mit
dem leidenden Erlöser. Jeder wird ihm das zutrauen, der diesem Vogel
einmal in seine milden, treuherzigen Augen gesehen hat. Auch er flatterte
traurig um die Nägelwunden hin und her und war ängstlich bemüht, das
blutige Opfer loszumachen. Vabei fiel ein Tropfen Blut aus den Wunden
des Erlösers auf die Brust des mitleidigen Vogels. Seitdem ist das Ge-
fieder dieses Tierchens auf der Brust rot geblieben, und es heitzt mit Recht
„Rotkehlchen".
(Nach Bäßlers Legenden.)
18. Die Schlüsselblume.
Die Schlüsselblume gehört mit zu den lieblichsten Erschei-
nungen des Frühlings. Aus der Mitte einer grünen Blätter-
rose erhebt sich ein schlanker, aufrechter Stengel, der an seiner
Spitze eine grössere Anzahl Blüten von schöner Farbe und
lieblichem Gerüche trägt. Bienen und Hummeln besuchen sie
und saugen Honig daraus, und die Mägdlein pflücken sie mit
dem blauen Veilchen zum wohlriechenden Fensterstrausse. Die
Namen „Schlüsselblume" und „Himmelschlüsselchen“ hat man
ihr gegeben, um damit anzudeuten, dass sie den Frühling er-
öffnet und den heiteren Himmel und die schöne Blumenwelt uns
aufschliesst. Auch der Name „Primel", den sie führt, heisst
„Erstling des Frühlings." (A. Lüben.)
19. Sonntagsmorgenlied int Frühling.
1- 0 seht, auf leisen Flügeln 2. Es schmücken sich die Auen,
Des Frührots von den Hügeln Sein Angesicht zu schaueu;
Kommt unser Feiertag ins Thal! Ihn grüßt der Nachtigallen Chor.
Wir wandeln ihm entgegen; Die Lerch' am Himmel schwebet.
Er bringt uns Freud' und Segen Und duftender erhebet
Und Laub und Blumen ohne Zahl. Die Blume selbst ihr Haupt empor.