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1. Abt. 2 - S. 141

1884 - Wismar : Hinstorff
141 Die Sonne. So nahe die Sonne zu sein scheint, so ist sie doch über zwanzig Millionen Meilen oder 150 Mill. kni weit von der Erde entfernt. Wenn auf der Sonne eine große, scharf geladene Kanone stände und auf dich losgebrannt würde, so könntest du doch herzhaft anfangen, ein neues Haus zu bauen, könntest darin noch lange Zeit ruhig essen und trinken und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und immer in gleicher Geschwindigkeit fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verlauf von fünf und zwanzig Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, und doch hat eine Kanonenkugel einen scharfen Flug und bedarf zu einer Weite von 170 in nicht mehr als den sechzigsten Teil einer Minute. Ein Dampfwagen würde bei seiner schnellen Bewegung, 5 Meilen in der Stunde, doch erst, nach 450 Jahren von der Erde zur Sonne gelangen. Wie lange müßte wohl der Mensch wandern, wenn von der Erde zur Sonne eine gangbare Straße führte? Zehnmal schneller aber, als der Mensch, ist der Vogel; 2mal schneller als der schnellste Vogel ist der Wind; 20mal schneller als dieser ist der Schall, Oomal schneller als letzterer ist der Gang der Erde um die Sonne, 10,000 mal geschwinder aber, als der Lauf der Erde auf ihrem Wege, ist die Bewegung des Lichts. Vom Mond zur Erde braucht der Lichtstrahl nur 174 Se- kunde und von der Sonne zu uns nur 8 Minuten und 7 Sekunden Zeit. Die Sonne ist nicht eine glänzende Fensterscheibe des Himmels, sondem wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel. Ihr Durchmesser ist 112mal größer, als der Durchmesser der Erde. Aber im Körpermaß beträgt ihre Masse andert- halb Millionen mal so viel, als die Erde. Wenn sie inwendig hohl wäre, so hätte nicht nur unsere Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch 50000 Meilen von uns steht, könnte darin ohne Anstoß auf- und untergehen. So groß ist die Sonne! Willst du dir selbst einen Begriff davon machen, so zeichne einen Kreis, der einen Centimeter, und daneben einen zweiten, der 112 cm. Durchmesser hat, oder halte ein Fünfzigpfennigstück gegen ein Mühlrad. Lange glaubten selbst die gelehrten Sternforschcr, diese ganze unermeßliche Sonnenmasse sei nichts anderes, als durch und durch eine glühende Feuerkugel. Nur konnte keiner von ihnen begreifen, woher dieses Feuer seine ewige Nahrung erhalte, daß es in tausend und aber tausend Jahren nicht abnimmt und zuletzt wie ein Lämpchen verlischt. Deswegen will es nun heutzutage den Naturforschem und andern verständigen Leuten scheinen, die Sonne könne an sich wohl, wie unsere Erde, ein dunkler und warmer, ja ein bewohnbarer Weltkörper sein. Aber wie die Erde mit erquickender Luft umgeben ist, so umgiebt die Sonne ringsum das erfreuliche Licht, und es ist nicht notwendig, daß dasselbe auf dem Sonnen- körper selbst eine unausstehliche, zerstörende Hitze verursachen müsse, sondern ihre Strahlen erzeugen die Wärme und Hitze erst, wenn sie sich mit der irdischen Luft vermischen, und ziehen dieselben gleichsam aus den Körpern hervor. Denn das; die Erde eine große Masse von verborgener Wärme in sich selbst hat und nur auf etwas warten muß, um sie von sich zu geben, das ist daran zu erkennen, daß zwei kalte Körper mitten im Winter durch anhaltendes Reiben zuerst in Wärme, hernach in Hitze und endlich in Glut gebracht werden können. Und wenn die Sonne ein sprühendes Feuer sein soll, fragen die Naturkundigen, wie geht es
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