1884 -
Wismar
: Hinstorff
- Autor: Schraep, J.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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3. Der Boden ist im Süden des Landes meistens sandig, im Norden
lehm- und thonhaltig. Doch giebt es auch im Norden zahlreiche kleinere und ein
größeres Sandgcbiet, die Rostocker Heide, und andererseits treffen wir auch im
Süden auf fruchtbare Lehmfelder und in der Teldau auf den schönsten Marsch-
boden. Als besonders fruchtbar sind der Klützer Ort, die Teterower Gegend und
der Friedländer Werder zu bezeichnen. Als die ödesten Gegenden merken wir uns
die Heideebeue, südlich und südöstlich von Hagenow, das Gebiet im Norden der
großen Eldesecn und das südliche Mecklenburg - Strelitz. — Auf Mecklenburgs
Lehm- und Thonfeldern prangen Weizen, Raps, Erbsen und Klee in üppiger Fülle
und Wiesen und Laubwälder in saftigem Grün. Auf den magern Äckern des
Sand- und Heidcgebiets bleibt der Roggen nur klein. Besser gedeiht der rauhe
Hafer, der Buchweizen und die Kartoffel. Die Wiesen haben hartes Gras. Die
Wälder bestehen aus Tannen und Birken, in den Brüchen wachsen Erlen. Die
unbebauten Stellen tragen Heide oder sie zeigen Blößen mit losem Sand, oft mit
Flugsandhügeln. Unter der Oberfläche des Bodens bildet sich häufig Raseneisen-
stein. Bei Lübtheen fördert man Gips zu Tage, unter welchem sich ein großes
Salzlager befindet, und bei Mall iß ist ein Braunkohlenbergwerk. — Die ausge-
dehntesten Wälder des Landes sehen wir im Sandgebiet, doch ist auch die gute
Gegend reich an schönen Laubwaldungen. An Jagdtieren finden wir das wilde
Schwein, den Hirsch, das Reh, den Hasen, Fuchs und Dachs, außerdem viele
Vogelarten.
4. Mecklenburg ist reich an Flüssen und Seen. Von letzteren zählt man
über 400. Der größte See ist die Müritz. Durch die Schönheit ihrer Uferland-
schaften zeichnen sich aus: Der Lucin bei Feldberg, der Tollenser, Pinnower
und Schalsee. In allen unsern Seen und Flüssen ist der Reichtum an Fischen
sehr groß. — Die Elbe vermittelt mit Elde, Stör und Havel den Verkehr
von 16 Städten. Hier sind Parchim, Waren und Schwerin die Haupt-
handelsplätze, während auch der Handel von Boizenb urg, Grabow, Plan und
Fürsten b erg nicht unbedeutend ist. Die War no w ist von Bützow und ihr
Nebenfluß, die Nebel, von Güstrow ab fahrbar. Die Peene steht durch die
Trebel mit der Rccknitz in schiffbarer Verbindung. Neben Malchin und Ribnitz
kommt diese Wasserstraße besonders der Sülzer Saline für den Salztransport
zu statten. Die Stepcnitz mit der Maurin sind von Schönberg bis Dassow,
die Waknitz von Ratzeburg bis Lübeck fahrbar. — Alle übrigen Flüsse und
Bäche des Landes sind nicht schiffbar, aber in ihren Thälern und an den Ufern
vieler Seen breiten sich grüne Wiesenmatten aus; die bedeutendsten sind die
Lewitz und die große Friedländer Wiese.
5. Neben den Wasserstraßen dienen Chausseen und Eisenbahnen der Er-
leichterung und Förderung des Verkehrs. Die Berlin-Hamburger Bahn
verbindet den Südwestcn des Landes (Grabow, Ludwigslust, Hagenow und
Boizcnburg) einerseits mit Hamburg, andererseits mit Berlin und dem Innern
Deutschlands. Mit derselben steht die Par chim -L udivi g s tust er Bahn in
Verbindung. Die Friedrich-Franz-Bahn, welche Lübeck mit Stettin ver-
bindet, durchschneidet das Land in seiner ganzen Länge und hat mehrere Zweig-
bahnen. Welche Städte liegen an derselben? Die Nord bahn, welche Berlin mit
Stralsund verbindet, geht durch Mecklenburg-Strelitz und berührt hier Fürstenberg,
Altstrclitz, Neustrelitz, Stargard und Neubrandenburg.