Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Abt. 2 - S. 299

1884 - Wismar : Hinstorff
299 in ungeduldiger Hast bald weit vorausgeeilt. Er schwang sich über Klippen von Fels zu Fels, ohne daß ihm jemand folgen konnte, und hatte endlich nur noch eine schroffe Felswand zu erklimmen, um einen sichern Schuß aus eine erspähete Gemse thun zu können. Mit beiden Händen griff er nach einer überhangenden Felszacke, um sich hinauf zu schwingen; da brach ein Felsstück ab, auf das er eben seinen Fuß gesetzt hatte: der Kaiser glitt ein Stück abwärts und befand sich un- erwartet auf einer nur wenige Schritte langen und breiten Felsplatte, die über einen tiefen Abgrund hervorragte. Hinter sich die uncrstcigliche Wand, von vorn und rechts und links eine schwindelnde Tiefe unter sich, erschien er sich selbst rettungslos verloren. Niemand wußte zu raten und zu helfen. Volle 52 Stun- den hatte Maximilian so in Todesangst geharrt. Da erschien die unverhoffte Rettung. Zwei kühne Bergleute hatten mit höchster Lebensgefahr von einer andern Seite die Martinswand (so hieß die Felsenwand, an die sich der Kaiser mit dem Rücken lehnte) erklimmt; sie zogen ihn an einem herabgeworfenen Seile, das er sich um den Leib schlang, mit großer Anstrengung in die Höhe, und durch Gottes Hülfe gelang die von allen im inbrünstigen Gebet crflehete Rettung. Im Thale angelangt, dankte Maximilian und mit ihm seine Getreuen und die ver- sammelte Menge Gott auf den Knien; von allen Türmen aber verkündete das weithin schallende Geläut der Glocken das glückliche Ereignis. Seine Retter be- lohnte Maximilian mit großen Gütern und Würden, und ihre Nachkommen stehen heute noch in großen Ehren. Auf der höchsten Spitze der Martinswand ließ der Kaiser zum Andenken seiner wunderbaren Rettung ein 5 Meter hohes Kreuz er- richten, das noch jetzt, 300 Meter hoch über dem Jnnfluß erhaben, zu erblicken ist. Eine der wohlthätigsten Anstalten, die Deutschland dem 'Kaiser Max zu verdanken hat, sind die Posten. Früher wurden Briefe durch leitende Boten von einer Handelsstadt zur andern, Packete und Personen aber durch Lohnkutscher befördert. Die Briefe ins Ausland, so wie an Orte, die nicht an der Straße lagen, mußten durch Gelegenheiten oder durch eigene Boten abgesendet werden, was teils unsicher, teils sehr kostspielig war. Maximilian errichtete 1516 zuerst zwischen Wien und Brüssel eine regelmäßige Postverbindung, welche sich nach und nach über ganz Deutschland verbreitete und immer mehr vervollkommnet wurde. Eine andere für das ganze Reich wohlthätige Einrichtung war die Einteilung Deutschlands in 10 Kreise, von welchen jeder seinen Kreisobersten hatte. Durch diese Einrichtung wurde die Ordnung und Sicherheit im Lande selbstverständlich besser gehandhabt als früher. Über allen Kreisen stand das Rcichskammergericht, durch das der „ewige Landfriede", vom Kaiser auf dem Reichstage zu Worms fest- gesetzt, allgemeine Gültigkeit erhielt. Damit hatte der edel denkende Herrscher das frühere Faustrecht mit seiner Willkür und seinem Unwesen aufgehoben, so daß jetzt niemand den andern mehr befehden und berauben durfte. Maximilian starb im Jahre 1519; in ihm ging der „letzte Ritter" zu Grabe. (Bräunlich und Ritsert.) 229. Deutsches Land und deutsches Reich. (* Von Eugen Labes.) Deutsches £anb und deutsches Reich Meere, Seen, Berge blau, Sind den allerbesten gleich: Gottgesegnet Feld und Au.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer