1884 -
Wismar
: Hinstorff
- Autor: Schraep, J.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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7. Alles schweigt, nur hin und wieder fällt ein Tropfen
vom Gestein,
Bis der grosse Morgen plötzlich bricht mit Feuersglut herein;
8. Bis der Adler stolzen Fluges um des Berges Gipfel
zieht,
Dass vor seines Fittichs Rauschen dort der Rabenschwarm ent-
flieht.
9. Aber dann wie ferner Donner rollt es durch den Berg
herauf,
Und der Kaiser greift zum Schwerte, und die Ritter wachen auf.
10. Laut in seinen Angeln tönend, springet auf das eh’rne
Thor,
Barbarossa mit den Seinen steigt im Waffenschmuck empor.
11. Auf dem Helm trägt er die Krone und den Sieg in
seiner Hand,
Schwerter blitzen, Harfen klingen, wo er schreitet durch das
Land.
12. Und dem alten Kaiser beugen sich die Völker allzu-
gleich,
Und aufs neu zu Aachen gründet er das heil’ge „Deutsche
Reich".
(Emanuel G-eibel.)
263. Der dänische und der östreichische Krieg. 1864 und 1866.
Der dänische König regierte gleichzeitig mit seinem dänischen Staate die
Elbherzogtümer: Schleswig, Holstein und Lauenburg; aber im übrigen bil-
deten sie selbständige Herzogtümer für sich mit eigenen Gesetzen, Holstein und
Lauenburg gehörten sogar zum deutschen Bunde. Deshalb durfte Dänemark mit
diesen Ländern auch durchaus nicht eigenmächtig verfahren. Die Dänen aber übten
je länger, desto stärker auf die Herzogtümer einen Druck aus, der dem Volke ganz
und gar zuwider war; namentlich hausten sie in Schleswig sehr eigenmächtig, wo
sie durch Einführung dänischer Pastoren, Lehrer und Richter alles aufboten, um
die deutsche Sprache auszurotten. Genug, der König (Christian Ix.) wollte die
deutschen Herzogtümer ganz dänisch machen; Schleswig hatte er bereits dem däni-
schen Staate völlig einverleibt. Dieser Ungerechtigkeit konnte der ritterliche Preußen-
könig, Wilhelm 1., nicht stillschweigend zusehen, zumal er ausgesprochen hatte, daß
mit seinem Willen keinen Fußbreit deutscher Erde vom Vaterlande losgerissen wer-
den solle. Deshalb verband er sich mit dem Kaiser von Östreich, und beide
rüsteten ihre Heere, um die Herzogtümer in ihren Rechten zu schützen. Es war
am 1. Februar 1864, als die verbündeten Preußen und Östreicher die Eider über-
schritten. Wenn auch die Dänen hinter sicheren Schanzen und Wällen (den Dane-
werken) saßen, so mußten sie dieselben doch bald räumen und in die Düppler
Schanzen, sowie in die Festung Friederieia fliehen. Auch letztere räumten sie,
als die Düppler Schanzen von den Preußen am 18. April desselben Jahres er-
stürmt worden waren. Durch den kühnen Übergang der Preußen über