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1. Abt. 2 - S. 375

1884 - Wismar : Hinstorff
375 Breit' auch nun die holden Arme wie zwei Flüglein um ihn her. Daß kein Sturm den Pfad zerwühle, daß kein Irrlicht ihn umschwirre, Daß fein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irre, Daß kein Räuber, stumm und lauernd, in der Waldschlucht ihn entdecke, Kein Verrat den Heimgekehrten an der Schwelle niederstrecke!" Also flehten sie; der Räuber hört es hinterm Kruzifixe, Schnallte fester noch den Säbel, spannte schärfer noch die Büchse. Und der Jüngste, niederknieend, hub noch einmal an zu lallen: „Lieber Herr! Ich weiß, die Amme sagt es mir, du hilfst uns allen, Jeden Hauch vernimmst du droben; freundlich wie das Sonnenlicht Über alle, gut und böse, neigest du dein Angesicht; Gieb den Räubern, den gewalt'gen, die da schwärmen auf den Wegen, Gieb ein Haus, darin zu wohnen, einen Vater, sie zu pflegen, Warme Kleider, blanke Schuhe, Wein und Speise mancherlei. Daß sie nicht zu rauben brauchen, und der Vater sicher sei! Müßt' ich, wo ein Räuber wäre, ging' ich zu ihm ohne Beben, Dieses Kettchen hier am Halse, diesen Ring wollt' ich ihm geben, Meinen Pelz, den scharlachroten, dieses Mützchen auch dazu; Nimm dir alles, lieber Räuber! Nur den Vater schone du!" Und der Räuber hört den Knaben hinterm hohen Kruzifixe, Nach dem Säbel faßt er schweigend, schweigend faßt er nach der Büchse. Da von ferne hört er's nahen. Rosse schnauben, Räder knarren, Mühsam aus des Thales Grunde schwankt herauf der hohe Karren, Und den Säbel zieht der Räuber, richtet langsam, stumm die Büchse; Und so steht er, lauscht und zielet hinterm hohen Kruzifixe. Niederknien noch die Kinder: „Herr, um unsres Vaters Leben — Laß, o laß die holden Arme wie zwei Flügel ihn umschweben, Daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irre, Daß die Kugel nicht des Räubers mörderisch sein Haupt umschwirre!" Und der Vater kommt gefahren, ungefährdet, wie sie flehn, Drückt die Kinder an den Busen, und kein Räuber ward gesehn. Nur den blanken Säbel fand man, nur die scharf geladne Büchse; Beide waren ihm entsunken, hinterm hohem Kruzifixe. (R. Prutz.) 286. Die Pfirsiche. Ein Landmann brachte aus der Stadt fünf Pfir- siche mit, die schönsten, die man sehen konnte. Seme Kinder aber sahen diese Frucht zum erstenmale. Des- halb wunderten und freuten sie sich sehr über die schönen Äpfel mit rötlichen Backen und zartem Flaum. Darauf verteilte sie der Vater unter seine vier Knaben, und einen erhielt die Mutter. Am Abend, als die Kinder in das Schlafkämmer-
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