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1. Abt. 2 - S. 379

1884 - Wismar : Hinstorff
379 289. Wenn du noch eine Mutter hast. 1. Wen« du noch eine Mutter hast. So danke Gott und sei zufrieden; Nicht allen auf dem Erdenrund Ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn du noch eine Mutter hast, So sollst du sie mit Liebe pflegen. Daß sie dereinst ihr müdes Haupt In Frieden kann zur Ruhe legen. 2. Denn was du bist, bist du durch sie; Sie ist dein Sein, sie ist dein Werden, Sie ist dein allerhöchstes Gut Und ist dein größter Schatz auf Erden. Des Vaters Wort ist ernst und streng, Die gute Mutter mildert's wieder; Des Vaters Segen baut das Haus, Der Fluch der Mutter reißt es nieder. 3. Sie hat vom ersten Tage an Für dich gelebt mit bangen Sorgen; Sie brachte abends dich zur Ruh Und weckte küssend dich am Morgen. Und warst du krank, sie pflegte dein, Den sie mit tiefem Schmerz geboren. Und gaben alle dich schon auf, Die Mutter gab dich nicht verloren. 4. Sie lehrte dich den frommen Spruch, Sie lehrte dich zuerst das Reden; Sie faltete die Hände dein Und lehrte dich zum Vater beten. Sie lenkte deinen Kindessinn, Sie wachte über deine Jugend; Der Mutter danke es allein, Wenn du noch gehst den Pfad der Tugend. 5. Wie oft hat nicht die zarte Hand Auf deinem lock'gen Haupt gelegen! Wie oft hat nicht ihr frommes Herz Gefleht für dich um Gottes Segen! Und hattest du die Lieb' verkannt, Gelohnt mit Undank ihre Treue, Die Mutter hat dir stets verzieh'n. Mit Liebe dich umfaßt aufs neue. 6. Und hätte selbst das Mutterherz Für dich gesorget noch so wenig. Das Wenige selbst vergiltst du nie, Und wärest du der reichste König! Die größten Opfer sind gering Für das, was sie für dich gegeben, Und hätte sie vergessen dich, So schenkte sie dir doch das Leben. 7. Und hast du keine Mutter mehr, Und kannst du sie nicht mehr beglücken, So kannst du doch ihr frühes Grab Mit frischen Blumenkränzen schmücken! Ein Muttergrab, ein heilig Grab, Für dich die ewig heil'ge Stelle! O, wende dich an diesen Ort, Wenn dich umtost des Lebens Welle. (Von Fr. Wilh. Kau lisch, Lehrer an der Bürgerschule zu Neustadt bei Stolpen. Nach dem Original aus dem Sonntagsblatt der Preuß. Lehrer-Zeitung Nr. 19 v. I. 1881.) 290. Das Kleinod der Bettlerin.*) (Von Lina Graff.) Ein blasses, abgehärmtes Weib schritt, mühsam einen Korb auf dem Rücken mit sich forttragend, über einen stattlichen Pachthof und setzte sich erschöpft auf die steinerne Bank des freundlichen Wohnhauses. Die Inhaber dieses Besitztumes, brave und mitleidige Leute, eilten hinaus, *) Eine wahre Begebenheit. Die Pächterfrau in der Erzählung war die Tante der Ver- (Anm. des Vers.) sasserin.
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