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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 43

1889 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
- 43 - Tv zahlreicher als vorher auf. Diesmal rühren sie von dem Sauerstoff her, der aus dem schmelzenden Kali (Kalium, Chlor und Sauerstoff) entweicht. Hält man einen glim- menden Span über die Luftblasen, so knallen sie anfangs; bald aber entzünden sie sich, und der Span brennt in heller Flamme. Um nun den Sauerstoff aufzufangen, nimmt man eine mit Wasser gefüllte Arzneiflasche und stülpt sie über die im Wasser befindliche Öffnung der Glasröhre. (Beim Umdrehen der Flasche verschließe man die Öffnung mit dem Finger, bis man sie unter das Wasser des Gefäßes gebracht hat. Dann läßt man los, da alsdann kein Wasser mehr herausfließt. Warum?) Der ans der Glasröhre kommende Sauerstoff steigt nun in der Arzneiflasche empor und drückt nach und nach fast alles Wasser aus demselben heraus. Ist dies geschehen, so verkorkt man die Flasche, damit keine andre Luft hineinkomme, unterhalb des Wassers. Die Luft, welche die Flasche enthält, ist Sauerstoff. Taucht man einen glimmenden Span oder einen glühenden Draht in den Sauerstoff der Flasche, so brennen dieselben mit heller Flamme. 3. Kigenfchcrften des Sauerstoffs. Der Sauerstoff hat eine große Neigung, sich mit andern Körpern zu verbinden. Blankes Eisen, das längere Zeit in feuchter Luft gelegen hat, überzieht sich bald mit Rost. Der in unsrer gewöhnlichen Luft ent- haltene Sauerstoff hat sich nämlich unter Zusatz von etwas Wasser mit dem Eisen verbunden und so den Rost gebildet. Auch mit dem Kupfer geht der Sauerstoff in feuchter Lust leicht eine Verbindung ein, wobei sich das Kupfer mit einem grünen Überzüge — gewöhnlich Grünspan genannt — überzieht. Dieser sogenannte Grünspan entsteht in ähnlicher Weise wie der Eisenrost, nur daß hier der Sauerstoff der Luft (unter Hinzutritt von etwas Wasserstoff und Kohlensäure) sich nicht mit Eisen, sondern mit Kupfer verbindet. Eine zweite Art von Grünspan entsteht, wenn man Kupfer mit Essig besprengt, wobei dann statt der Kohlensäure Essigsäure in die Verbindung tritt. Auch mit andern Säuren (Wein-, Apfel-, Butter- und Fettsäure) ver- bindet sich das Kupfer, so daß ans diese Weise sehr verschiedenartige Kupfersalze entstehen können. Alle diese Kupfersalze— Unkundige pflegen sie sämtlich kurzweg mit Grünspan zu bezeichnen — sind äußerst giftig. Besonders bilden sich die Kupfersalze beim Kochen der Speisen in kupfernen Gefäßen, wodurch schon manche Vergiftung vorgekommen ist. Es ist daher bei Anwendung des kupfernen Geschirrs große Vorsicht nötig. Namentlich muß man sich hüten, die gekochten Speisen in den kupfernen Gefäßen erkalten zu lassen (warum?). — Da in unsern silbernen (und besonders neusilbernen) Löffeln auch Kupfer enthalten ist, so ist es immer gefährlich, dieselben in sauren Speisen liegen zu lassen. (Vergl. auch Naturgesch. S. 142). Manche Speisen und Getränke werden sauer, wenn sie längere Zeit nüt der Lust in Berührung stehen. Daher überzieht man eingemachte Früchte wohl mit einer Zucker- schicht oder verwahrt sie in fest verschlossenen Büchsen oder „kocht sie auf", um die Luft aus den Poren herauszutreiben. (Warum müssen Bier- und Weinflaschen recht fest zugekorkt werden?) Bei Wärme verbindet sich der Sauerstoff noch leichter mit andern Körpern als bei kalter Temperatur. Darum verdirbt das Fleisch im heißen Sommer viel leichter als im Winter und muß in der heißen Jahreszeit in den kühlen Keller gebracht oder mit Eis bedeckt werden. Von dieser Eigenschaft, den Speisen re. einen säuerlichen Geschmack zu geben, hat der Sauerstoff seinen Namen erhalten. (Über die Notwendigkeit des Sauerstofis beim „Verbrennen" s. S. 45.) 4* Stickstoff macht mit dem Sauerstoff den Hauptbeslaudreil der atmosphärischen Luft aus. Um ihn von den Sanerstosi zu scheiden, legen wir ein kurzes brennendes Talg- licht aus einen schwimmenden Kork in einer mit Wasser gefüllten Wanne und stülpen ein leeres Glas über den Kork. Bald wird das Licht verlöschen und das Wasser im Glase bis etiva zunl fünften ereile in die Höhe steigen. Durch die Flamme ist nämlich der Sauer- stoss in dem Glase verzehrt worden und nur der Stickstoff zurückgeblieben. Da bei die- sem Versuche ctioa >/-. der Lust unter dem Glase verbrennt, so schließt man daraus, daß die Lust zu >/z ans Sauerstoff und zu y5 ans Stickstoff besteht. Den Namen Stickstoff trägt diese Luft, weil sie, ohne Sauerstoff eingeatmet, den Erstickungstod herbeiführen würde. Andrerseits ist aber auch der Stickstoff zu unserm Leben unentbehrlich, denn wie das Licht in reinem Sauerstoff schneller verlischt als in der atmosphärischen Lust, so würde unsre
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