1904 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 61
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Xxiv
bohrte Klilus, obgleich dieser ihm einst am Granikus das Leben gerettet hatte.
Kaum aber war die grauenvolle Tat geschehen, so kam Alexander wieder zur
Besinnung. Er weinte laut und rief einmal über das andere den Namen seines
ermordeten Freundes. Dann schloß er sich 3 Tage lang ein und aß nicht
und trank nicht. Erst am vierten Tage ließ er sich wieder beim Heere sehen,
um einen neuen Kriegszug zu unternehmen.
8. Zug nach Indien. Alexander war mit seinen bisherigen Eroberungen
nicht zufrieden. Sein stolzer Sinn war auf das Wunderland Indien gerichtet.
Mit mehr als 100 000 Kriegern ging er (326) über den Indus. Als er weiter
vordrang, stellte
sich ihm der Kö-
nig Porns mit
einem großen
Heere und 300
Elefanten ent-
gegen. Diese
trugen große,
mitkriegern be-
setzte Türme auf
ihrem Rücken.
Vor diesen Un-
geheuern scheu-
ten seine Pferde.
Aber Alexander
Porus mit seinen Elefanten. besiegte dennoch
den König Porus und erschlug ihm 100 Elefanten. Porus, der in goldener
Rüstung auf dem größten Elefanten saß, tvurde gefangen genommen. Alexander
fragte ihn: „Wie willst du behandelt sein?" „Königlich," war die Antwort.
Alexander ließ ihn sogleich frei und gab ihm sein Besitztum als Lehen zurück. Dafür
war Porus von jetzt an sein beständiger Freund.
9. Rückkehr. Je weiter Alexander in Indien vordrang, desto größer wurde
die Gefahr. Immer wildere Völker stellten sich ihm entgegen und brachten
täglich viele seiner Krieger um. Da weigerten sich diese endlich, ihm zu folgen,
und zwangen ihn zur Umkehr. Der größte Teil des Heeres schiffte sich ein. Er
selbst aber führte den übrigen Teil auf geradem Wege durch eine Wüste der
Heimat zu. Furchtbar waren die Qualen seiner Truppen. Tagelang marschierten
sie im glühenden Sande. Kein Baum, kein Strauch, keine Quelle weit und breit.
Menschen und Tiere verschmachteten vor Hunger und Durst. Die Kranken blieben
liegen. Die umgefallenen Pferde wurden geschlachtet. Alexander aber schritt mit
ungebeugtem Mute seinem murrenden Heere voran. Einmal brachte ihm, wie
man erzählt, ein Soldat etwas Wasser in seinem Helm. Alexander aber goß es
auf die Erde und sagte: „Ich will nicht trinken, wenn ihr alle dürsten müßt."
Da riefen die Krieger: „Wir sind nicht durstig und nicht müde; wir sind un-
sterblich, wenn ein solcher König uns führt." 60 Tage dauerte der entsetzliche
Marsch in der Wliste. Endlich kam Alexander mit seinem Heere in Babylon an.
10. Tod. Hier in Babylon führte Alexander ein ungemein üppiges Leben.
Fest folgte auf Fest, und Gesang, Tanz und Spiel nahmen kein Ende. Um seine
Herrschaft in Persien recht fest zu begründen, vermählte er sich auch noch mit der
Tochter des Darms, nachdem er schon vorher eine baktrische Fürstentochter ge-
heiratet hatte. 80 vornehme Macedonier mußten sich auf seinen Wunsch mit
Töchtern der persischen Großen und 10 000 seiner Krieger mit anderen Perserinnen