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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 66

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 66 ohne viel Aufhebens davon zu machen, die Reformation ein. Die Fürsten ließen es entweder stillschweigend geschehen oder gaben Wohl selbst die Anregung dazu, wie z. B. der Landgraf Philipp von Hessen. Philipp war schon seit dem Reichs- tage zu Worms der Reformation geneigt und erklärte später, er wolle lieber Leib und Leben, Land und Leute lassen, als von Gottes Wort weichen. Nach und nach wurde die neue Lehre auch in Brandenburg (S. 82), Sachsen und anderen norddeutschen Ländern eingeführt, während in Österreich und Bayern die An- hänger der neuen Lehre durch Kerker, Pranger und Hinrichtungen verfolgt wurden. Auch in Dänemark, Norwegen und Schweden fand die Reformation frühzeitig Eingang. 2. Wirkungen der Reformation. Die Reformation machte ihren Einfluß bald auf den mannigfaltigsten Gebieten geltend. Die Klöster wurden aufgehoben, und den Priestern gestattete man, sich zu verheiraten. In Kirche und Schule, in Volk und Familie kam neues Leben. Die von Luther verdeutschte Bibel bildete von jetzt an die alleinige Richtschnur für die kirchliche Lehre. An Stelle der lateinischen Messe trat die Liturgie in deutscher Sprache. Die Anrufung und Ver- ehrung der Heiligen unterblieb, und beim Abendmahl wurde den Laien auch wieder der Kelch gereicht. Die Gemeinde selbst beteiligte sich am Gottesdienste mit dem Gesänge geistlicher Lieder, die größtenteils von Luther selbst gedichtet waren, wie z. B. das allbekannte: „Ein' feste Burg ist unser Gott". Als Luther einst bei einer Kirchenvisitation in den umliegenden Dörfern Wittenbergs die große Unwissenheit des Volks sowie der Priester und Lehrer kennen lernte, da schrieb er für die Geistlichen und Lehrer den großen, für die Jugend den kleinen Katechismus, aus dem sie lernen sollten, was zu ihrer Seligkeit dienlich sei. Auf sein Drängen wurden an vielen Orten Schulen errichtet, in denen Bibel, Gesangbuch und Katechismus auf lange Jahre hinaus die einzigen Lernbücher waren. Die Sprache, deren sich Luther in diesen seinen Büchern bediente, war die Sprache der sächsischen Kanzlei. Sie wurde durch Luther die herrschende in Deutschland und ver- drängte bald alle anderen Mundarten aus der Schriftsprache. So ist Luther nicht bloß der Reformator unserer Kirche, sondern auch der unserer Sprache geworden. 40. Der Bauer im Mittelalter und der Bauernkrieg. 1. Bauernelcnd. Der Bauer war dazumal meist ein recht armer Mann. Er hatte kaum Zeit, sein kleines Feld zu bestellen; denn er mußte für seinen Herrn 3—4 Tage in der Woche mit seinem Gespann arbeiten. (S. Frondienste, S. 50!) Dazu kam noch, daß ihm seine Ernte oft von dem zahllosen Wild fast ganz vernichtet wurde. Wehe ihm, wenn er sich's einfallen ließ, ein Stück Wild totzuschlagen! Einen Hasen zu töten, kostete schon 100 Taler Strafe. Die schlimmsten Feinde des Bauern aber waren die fremden Ritter. Wenn diese mit einem Herrn in Fehde lagen, so überfielen sie meist seine Bauern, trieben ihnen das Vieh von der Weide und steckten ihnen Haus und Hof in Brand. 2. Der Bauernkrieg. Als nun Luther von evangelischer Freiheit und Gleichheit vor Gott predigte, da meinten die Bauern an vielen Orten, auch in irdisch-menschlichen Verhältnissen müsse Freiheit und Gleichheit herrschen. Religiöse Schwärmer, wie Thomas Münzer in Mühlhausen u. a., bestärkten das Volk in diesem Glauben und zogen mit bewaffneten Haufen sengend und brennend im Lande umher. Überall, wohin sie kamen, vertrieben sie die Fürsten und richteten Gütergemeinschaft ein. Luther, der anfänglich zum Frieden geraten hatte, forderte
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