1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Krausbauer, Theodor, Tromnau, Friedrich, Kohlmeyer, Otto, Waeber, Robert, Kerp, Heinrich, Priewe, Robert, Werner, Richard, Priewe, Hermann, Schiel, Adelbert
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geographie.
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und in der Krim auch gutes Obst gezogen. Weite Gebiete aber dienen vor-
wiegend zur Rinderzucht. Wie in ganz Rußland, so wird auch hier die
Geflügelzucht stark betrieben. Ferner ist das südliche Rußland an minera-
lischen Schätzen reich. Zwei wichtige Bergbaugebiete sind zu unter-
scheiden, das des südlichen Ural, der Eisen, Gold und das seltene Platina
liefert, und das von Südrußland. Im letzteren werden außer großen
Mengen Steinkohlen auch fast alle Arten von Erzen gewonnen. Bedeutende
Industriestädte, wie Charkow (180000 E.) und Kiew (spr. kiest, 250000 E.),
und Handelsstädte, wie Odessa (420000 E.), Rostow (spr. rostvff,
125000 E.) und Astrachan (120000 E.), blühten auf. Hauptsitz des Ge-
treidehandels ist Odessa.
Staatenbildnng. Im Osteuropäischen Flachlande entstand das große
Kaiserreich Rußland. Dieses hat sich noch weit nach Asien hinein aus-
gebreitet. Das europäische Rußland bedeckt eine Fläche von 5400000 qkm
(10mal so groß wie das Deutsche Reich) und hat etwa 112 Mill. E. (ans
1 qkm 21 E.). Der Kaiser, Zar genannt, war bis vor kurzer Zeit Allein-
herrscher. Im Jahre 1905 hat er dem Volke eine Teilnahme an der Be-
ratung der Gesetze gestattet.
Die alte Hauptstadt Rußlands ist Moskau (1200000 E.), die neue
St. Petersburg (1500000 E.). Moskau, das günstig in der Mitte des Landes
liegt und sich zur ersten Handels- und Industriestadt wie zum Mittelpunkt der
Eisenbahnen entwickelt hat, ist noch heute die Krönungsstadt. Die Krönung
findet im kirchcnreichen Kreml statt. St. Petersburg wurde von Peter dem
Großen an der Newa erbaut, wo die Stadt am Seehandel teilnehmen kann.
Wenn auch heute Petersburg als Sitz der russischen Regierung und als Re-
sidenz des Zaren eine größere Bedeutung als Moskau hat, so ist dieses doch den
Russen die heilige Stadt geblieben. Und zauberhaft schön ist das Bild, das
das heilige Moskau darbietet. Mit seinen fast unzähligen Kirchen, mit seinen
vergoldeten Kuppeln und Kreuzen, die im Schein der Abendsonne funkeln,
mit seinen hellgrünen und dnnkelroten Dächern und mit seinen weiß-
gestrichenen Häusern, die vom Dunkelgrün der Garten und Boulevards
umrahmt sind, bietet es einen Anblick von unvergleichlicher Schönheit dar. Napo-
leon sah dieses glänzende Bild vor sich, als er als stolzer Sieger auf den Sperlings-
bergen vor Moskau stand, und er sah in seinem Palaste im Kreml diese Stadt in
Flammen ausgehen, die zugleich seinen Siegesrnhm verzehrten. Noch heute wird
das Fenster gezeigt, aus dem Napoleon dem Brande Moskaus zusah.
2. Das Rumänische Tiefland.
Lage, Größe, Natur- und Kulturverhältnisse. Das Rumänische Tief-
land ist viel kleiner als das Russische Flachland, mit dessen südlichem
Teile es in Klima, Boden und Anbau ziemlich übereinstimmt. Eine Eigen-
art besitzt es jedoch als Mündungsland der Donau. Diese umfließt,
nachdem sie den Felsklippen des Eisernen Tores enteilt ist, das Rumänische
Tiefland in einem südlichen Bogen und bezeichnet dort die Südgrenze des
Staates durch einen breiten Sumpfstreifen. Bei Galatz beginnt sie die
Bildung eines großen dreiarmigen Deltas.