1. Nr. 1
- S. 148
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Krausbauer, Theodor, Werner, Richard, Priewe, Robert, Schiel, Adelbert, Kerp, Heinrich, Waeber, Robert, Tromnau, Friedrich, Kohlmeyer, Otto, Schmidt, Hermann, Priewe, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
148 Naturbeschreibung. Ili
Angriffen zahlreicher Feinde ausgesetzt wäre. Wildenten vertilgen seinen Laich; die jungen
Hechte werden von den alten gefressen, und die ausgewachsenen fallen den Menschen zur
Beute. — Der Lachs oder
Salm, einer unsrer Edel-
fische, lebt in der Nord-
und Ostsee. Zur Laichzeit
steigt er den Rhein, die
Weser, Elbe und Oder auf-
wärts und wird dann ge-
fangen. Sein rötliches
Fleisch ist äußerst schmack-
haft. — Ihm verwandt
ist die als Speisefisch un-
gemein geschätzte
Forelle, die in Gebirgs-
und in Fischbrutanstalten
2. Der Hering.
1. Von der Bedeutung des Herings. Kein Fisch ist für Nordeuropa so
wichtig wie der Hering. Ili jedem Jahre werden etwa 10 000 Millionen Heringe
in großen Netzen gefangen. Dies geschieht zu verschiedenen Zeiten, nämlich
dann, wenn die Heringe laichen. Die auf hohem Meere lebenden Heringe,
die Hochseestämme, laichet: von Juli bis Dezember, die Küstenstümme
im April und Mai. Die Fischer ziehen hinaus auf die hohe See, wo sie die
Fettheringe fangen. Die Maatjesheringe (d. i. Jungfernheringe, junge
Heringe) fängt man besonders im Juli und an den Küsten. Die Vollheringe,
d. h. die Heringe, die twch nicht gelaicht haben, erbeutet man im August und
September. Nach der Laichzeit werden die Hohlheriitge gefangen. Die
meisten der in den Handel kommenden Heringe werden eingesalzen. Das
soll zuerst der Holländer Bäukel im 17. Jahrhundert getan haben; daher soll
das Wort einpökeln stammen. Man nannte die eingesalzenen Heringe
Bäukelinge. Aus diesem Wort ist der Name Bückling entstanden, womit
man geräucherte Heringe bezeichnet. Heringe, die man frisch brät und dann
in Essig legt, nennt man Bratheringe. Salzheringe, die man eingesalzen
und in Essig gelegt hat, werden als marinierte Heringe bezeichnet. Wohl
noch mehr Heringe, als vom Menschen gegessen werden, fallen Fischen sowie
Vögeln und Säugetieren zum Opfer, die den Heringszügen in großen Scharen
folgen.
2. Von der Ernährung des Herings. Er lebt von ganz winzigen Krebs-
tierchen. Um solche in genügender Menge fangen zu können, hat der Hering
eine eigentümliche Vorrichtung. Seine Kiemenbogen sind nämlich vorn mit
feinen, langen Zähnchen besetzt, die eine Art Reuse, d. h. einen Fischkorb,
bilden. Von dieser Reuse werden die kleinen Krebse zurückgehalten, wenn
der Hering Wasser in den Mund zieht und durch die Kiemenspalten wieder
ausstößt. Die kleinen, 1 mm langen Krebse, von denen der Hering lebt,
nähren sich selbst von ganz kleinen schwimmenden Algen, die man nur mit