1911 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Sandt, Hermann, Schulze, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Ausrüstung war sehr mangelhaft, das Gewehr — damit es sich besser senkrecht tragen
ließ — mit einem geraden Schafte versehen, wodurch es au Brauchbarkeit verlor.
3. Jena und Huerttädt, 1806. Das preußische Heer, etwa 150000 Mann
stark, sammelte sich unter dem Oberbefehl des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand
von Braunschweig in Thüringen, wohin auch Napoleon mit 200000 Mann (darunter
über 60000 Deutsche vom Rheinbünde) von Frauken her vorrückte. Am 10. Oktober
14, wurde die preußische Vorhut bei Saatfeld zurückgedrängt, wobei Prinz Louis
Okt. Ferdinand von Preußen den Heldentod fand. Am 14. Oktober kam es zur
1806 Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Gleich zu Anfang der Schlacht bei
Auerstädt erhielt der Herzog von Braunschweig einen Schuß ins Auge. Trotz
tapferer Gegenwehr wurden die Preußen an beiden Orten völlig geschlagen.
4. folgen der Liiederiage. Die Festungen Erfurt, Spandau, Stettin,
Küstriu und selbst das starke Magdeburg ergaben sich nun ohne Kampf. Nur
wenige hielten sich, so Grandenz, Pillan und Kolberg, das durch Schill, Nettelbeck
und Gneisenau heldenhaft verteidigt wurde27). Nachdem Napoleon in Potsdam
Friedrichs des Großen Degen, Schärpe und Ordensband an sich genommen hatte,
zog er am 27. Oktober in Berlin ein; hier raubte er den Siegeswagen vom Branden-
burger Tore und sandte ihn mit anderen Kunstwerken nach Paris. Der Kurfürst
von Sachsen, bis dahin mit Preußen verbündet, trat dem Rheinbund bei und
erhielt dafür den Königstitel. Die preußische Königsfamilie floh nach Königs-
berg. Die Sorge ums Vaterland warf die Königin Lnije aufs Krankenbett. Als
das französische Heer näher rückte, wurde sie mitten im Winter (Januar 1807)
bei Sturm und Schneegestöber über die Kurische Nehrung nach Memel gebracht^).
Seit jener Zeit wurde sie nie wieder ganz froh und gesund, obwohl sie das Un-
glück mit Geduld trug.
5. Letztes Gingen und Friede zu Oillit. Napoleon war in Posen ein-
gerückt und bis zur Weichsel vorgedrungen. Die Preußen hatten sich mit den Russen
verbündet. Bei Preußisch-Eylau kam es im Februar 1807 zu einer mörderischen
Schlacht, in der Napoleon ohne Erfolg kämpfte. Er bot Friedrich Wilhelm einen
günstigen Frieden an. Der König wollte jedoch seinen Verbündeten nicht im Stiche
lassen. Einige Monate darauf wurde das preußisch-russische Heer bei Fricdland
vollständig geschlagen. Napoleon besetzte nun Königsberg und bald darauf Tilsit.
Kaiser Alexander gab seinen Verbündeten treulos preis, schloß mit Napoleon einen
g Waffenstillstand und erhielt von ihm die günstigsten Friedensbedingungen. Am
Juli 9. Juli wurde mit Preußen der Friede zu Tilsit geschlossen. Napoleon nahm
1^07 alles Land westlich von der Elbe in Besitz. Die in der zweiten und dritten
Teilung Polens erworbenen Länder kamen teils an Sachsen, teils an Rußland.
Alle preußischen Häfen sollten für die englischen Schiffe geschlossen sein. Aus den
Ländern westlich der Elbe bildete Napoleon das Königreich Westfalen mit der
Hauptstadt Cassel und gab es seinem Bruder Jerome. Die übrigen Forderungen
wurden erst 1808 festgestellt: Preußen mußte 112 Millionen Mark Kriegskosten
zahlen und durfte in den nächsten 10 Jahren nicht mehr als 42000 Mann
Soldaten halten.
6. Ood der Königin Lulle. Die Königin Luise war den furchtbaren
Aufregungen und Leiden nicht gewachsen. Nur noch einmal fühlte sie sich recht