1911 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Sandt, Hermann, Schulze, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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sechs Stunden lang gegen eine dreifache Übermacht im Walde vor Sadowa stand-
hielt. Bald nach Mittag traf der Kronprinz ein. In Front und Flanke gefaßt,
konnten sich die Österreicher nicht mehr halten; ibr Rückzug artete bald in Flucht
aus^). Nun rückten die Preußen nach der Einnahme von Prag und Brünn gerade
auf Wien los.
3. Langensalza. Gleichzeitig war im Westen Deutschlands der Krieg entbrannt.
Der blinde König Georg V. von Hannover rückte mit seiner Armee nach Süden,
um sich mit den Bayern zu vereinigen. General Fließ sollte ihn aufhalten, und
es kam zu einem Gefechte bei Langensalza (27. Juni), wo 9000 Preußen gegen
18000 Hannoveraner kämpften. Diese siegten, mußten sich aber am nächsten Tage
ergeben, als ein nachfolgendes preußisches Heer sie einschloß. König Georg und
dem Kronprinzen wurde gestattet, einen beliebigen Wohnsitz zu nehmen, nur nicht
in Hannover; sie begaben sich nach Wien.
4. Mainîelclzug. Gegen die Bayern, Württemberger, Badenser und
Hessen kämpfte Vogel von Falckenstein. Er besiegte die Bayern bei Kissingen
und besetzte dann die alte Bundesstadt Frankfurt, später auch Nassau und Ober-
hessen. Sein Nachfolger General von Manteuffel setzte den Kampf erfolg-
reich fort.
5. Friede. Jetzt sah sich Kaiser Franz Joseph genötigt, um Waffeustillstand
zu bitten. Diesem folgte am 23. August der Friede zu Prag, welcher festsetzte, daß 23.
Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. U0,
an Preußen fallen sollten. (Aus den drei letzten Gebieten wurde die Provinz
Hessen-Nassau gebildet.) Dieses bildete jetzt einen zusammenhängenden Staat
und besaß wertvolle Strecken der Nordseeküste. Österreich mußte aus dem
Deutschen Bunde ausscheiden. Preußen errichtete nun den Norddeutschen Bund
(22 Staaten nördlich vom Main), dessen Verfassung 1867 in Kraft trat und der 1867
heutigen Reichsverfasfung entsprach. Bundeskanzler wurde Graf Bismarck. Der
Norddeutsche Bund schloß mit den süddeutschen Staaten ein Schutz- und Trutzbünd-
nis, wonach diese für den Fall eines Krieges ihre Truppen unter preußischen Oberbefehl
stellten. War Deutschland durch den Zollverein bereits wirtschaftlich geeinigt,
so wurde es jetzt durch das Schutz- und Trutzbünduis auch militärisch geeint;
staatlich war es noch durch die Mainlinie in zwei Teile geschieden. — Eine Frucht
des siegreichen Krieges war auch die Herstellung des Friedens zwischen der
Regierung und der Volksvertretung in Preußen; die von der Regierung ge-
machten Ausgaben wurden nachträglich genehmigt.
<1. Der Deutsch-Französische Arieg J870— Hsrj.
1. Ursache. Durch die wachsende Macht Preußens glaubten die Franzosen ihre
Stellung in Europa bedroht, und ihre Eitelkeit konnte es nicht ertragen, daß der
preußische Waffenruhm den ihrigen überstrahlte. Man suchte nach einem Vorwände
zum Kriege und fand ihn in der spanischen Thronfolgefrage. Die Spanier
hatten 1868 ihre Königin Jsabella vertrieben und den katholischen Erbprinzen
Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen zum Könige ausersehen. Im Juni
1870 erklärte sich dieser bereit, die Krone anzunehmen. Die angebliche Besorgnis, 1870
Realicnbuch tz