1911 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Sandt, Hermann, Schulze, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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b. Die Sudeten.
Sie erstrecken sich von der Lausitzer Neiße bis zur Mährischen Pforte,
einer breiten Senke, in der sich drei Eisenbahnlinien vereinigen. Der wichtigste
Teil ist das Riesengebirge. (Nenne die übrigen Teile!)
1. Vas Hielengebirge steigt auf der Nordseite wie ein mauerartiger Wau
aus dem Hirschberger Talkessel empor; nach Böhmen hin fällt es sanfter
ab. Den Kern des Gebirges bildet eine granitische Masse, die im N. von Gneis,
im S. von Glimmerschiefer mantelartig umgeben wird. Es hat daher wie alle
Gebirge, die aus diesen Urgesteinen bestehen, sanft gewölbte Rücken, runde Kuppen
und gleichmäßige Böschungen. Das Gebirge setzt sich ans dem Schlesischen
Kamm und dem Böhmischen Kamm zusammen. Beide sind im O. und W.
durch Querriegel verbunden und schließen das Weißwasser- und obere Elbtal ein,
die vereinigt den Böhmischen Kamm durchbrechen. Der höchste Berg und zugleich
die höchste Erhebung Deutschlands nördlich von der Donau ist die Schneekoppe,
eine 1600 m hohe Pyramide ans Glimmerschiefer, deren Nordabhang vollständig
mit Trümmerschutt und Felsblöcken übersät ist. Infolge der bedeutenden Höhe
und der nach N. offenen Lage an der Grenze von West- und Osteuropa hat das
Riesengebirge kurze Sommer und lange Winter. Es erhält reiche Niederschläge
(besonders im Sommer), die dem Tieflande oft Hochwasser zuführen. Bis zu
600 m Höhe findet man Getreidefelder, Obstgärten und gemischte Waldbestände.
Dann folgt bis zu etwa 1300 m ein breiter Gürtel von Fichtenwäldern, unter-
brochen von saftigen Viehweiden. Über diese Höhe hinaus kleiden den Kamm
nur noch dürftige Hochweiden, hier und da bedeckt mit Mooren und mit Inseln
von niedrigem Knieholz. In den mittleren und höheren Teilen beschäftigen sich
die Bewohner mit Viehzucht. Sie wohnen in Holzhäusern, Bauden genannt, die
aus Balken gezimmert und mit Schindeln gedeckt sind. Viele Bauden sind in
neuerer Zeit zu Gasthäusern für die Sommergäste umgewandelt worden.
2. Hm fuke der Sudeten dehnt sich ein breites Hügelland aus. (Welche
Flüsse durchschneiden es?) Die Bewohner ernähren sich, da Bergbau wegen Erz-
mangels nur wenig betrieben werden kann, vielfach durch Weberei, wozu die
Felder vorzüglichen Flachs liefern. Die hauptsächlichsten Webereibezirke sind
Reichenbach, Schweidnitz, Landeshut und Schmiedeberg. Die Handarbeit
am Webstuhl wird mehr und mehr durch Fabriken verdrängt. Das Brenn-
material liefert diesen das große Steinkohlenlager im Waldenburger Berg-
lande. Dieses bildet eine Einsenkung im Sudetenzuge und daher eine wichtige
Übergangsstelle von Schlesien nach Böhmen. Die Wasserkraft der Gebirgsbäche
benutzt man, um in Sägemühlen das im Gebirge geschlagene Holz zu Brettern,
Latten usw. zu zerschneiden. Vielfach wird es auch in Fabriken zu Holzstoff
(Zellulose) verarbeitet. In den Tälern finden sich zahlreiche Heilquellen, wie
Warmbrunn, Salzbrunn, Reinerz und Landeck.
Am Fuße der Sudeten liegt die Festung Neige (Fl.?), im Glaser Gebirgskessel
(von welchen Gebirgen gebildet?) die Festung 6lat$ (Fl. ?), welche die von hier nach
Böhmen führenden Straßen deckt.