1911 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Sandt, Hermann, Schulze, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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7. Gneis, Porphyr, Basalt und Tonschiefer, a) Der Gneis unterscheidet sich
vom Granit nur durch sein Gefüge. Während im Granit die Gemengteile regellos durch-
einander liegen, bildet im Gneis der Glimmer parallele Lagen, so daß ein schieferiges Ge-
füge entsteht. Deshalb ist er zu Bauzwecken weniger geeignet.
b) Der Porphyr wird zur Ausschmückung im Innern der Häuser verwendet. Er
besieht aus einer feinkörnigen oder dichten Grundmasse von rot- oder graubrauner Farbe;
in dieser Grundmasse sind Kristalle von Feldspat und Quarz eingebettet. Danach kann
man sich vorstellen, daß die Porphyre aus geschmolzenem Gestein entstanden sind, in dem
sich zunächst bei langsamem Abkühlen größere Kristalle bildeten, während dann bei rascher
Abkühlung der noch flüssige Rest glasartig erstarrte.
e) Der Basalt ist ein schwarzes Gemenge aus Feldspat, Augit und Magneteisenstein.
Basalt tritt häufig in Säulensorm auf. (Fig. 10.) Die Säulen zeigen vier bis sieben
Seiten und erreichen zuweilen eine Länge von 100 rn. Nicht selten findet man aus der Tiefe
kommende Gänge von Basalt mit darauf gesetzter Kuppe. (S. Vogelsberg.) Aber auch
Fig. 10.
Säulenförmige Absonderung des Basalts in der Fingalshöhle auf Staffa (bei Schottland).
die Säulenform beweist sein Erstarren aus flüssiger Masse. Wir ahmen den Vorgang
nach, indem wir Kleister eintrocknen lassen; er zerreißt säulenförmig. Verwendet wird
der Basalt als Pflasterstein. Unsere Trottoirplatten zeigen mehrfach schmale, dunkle
Streifen, die über die ganze Platte hinlaufen. Das sind Spaltausfüllungen von Basalt
im Granit. Wie mögen sie entstanden sein? Welches Gestein ist also das ältere?
ä) Tonschiefer entsteht aus tonigem Schlamm, der unter dem Druck des Wassers
allmählich erhärtet. Er ist gewöhnlich von grauer oder schwarzer Farbe; diese rührt von
einem geringen Gehalt an kohligen Bestandteilen her. Beim Anhauchen riecht er nach
Ton und klebt an der feuchten Lippe. Arten: 1) Dach- und Tafelschiefer (Name?);
sehr schiefrig, läßt sich leicht in Tafeln spalten. (Am Rhein, Thüringer Wald, Harz.)
2) Wetzschieser. (Name?) Er stellt eine gelbliche oder grünlich-graue, von Kieselsäure
durchdrungene Tonschiesermasse dar. Die Farbe rührt von Eisenoxyd her. (Thüringen.)
3) Grisfelschiefer. Er ist dadurch merkwürdig, daß er sich leicht in griflelförmige Stücke
spalten läßt. Das erklärt sich aus der falschen Schieferung, die neben der gewöhnlichen
auftritt und erst erscheint, wenn die Bildung des Gesteins vollendet ist. Sie schneidet die
ursprüngliche Schieferung unter einem größeren oder kleineren Winkel und entsteht wahr-
scheinlich durch starken Druck. (Thüringen.)
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