1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Krausbauer, Theodor, Waeber, Robert, Priewe, Robert, Schmidt, Hermann, Kerp, Heinrich, Schiel, Adelbert, Tromnau, Friedrich, Kohlmeyer, Otto, Werner, Richard, Priewe, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Naturbeschreibung.
Iii
Der Hecht ist der gefräßigste Räuber unter unsern Fischen. — Der Lachs oder Salm,
einer unsrer Edelfische, lebt in der Nord- und Ostsee. Zur Laichzeit steigt er den Rhein,
die Weser, Elbe und Oder aufwärts und wird dann gefangen. Sein rötliches Fleisch ist
äußerst schmackhaft. — Der Aal ist ein beliebter Speisefisch.
Aufgaben. Beobachte die Bewegung der Flossen des Goldfisches im Aquarium! Wie
er Maul und Kiemen öffnet! Untersuche die Fischblase des geschlachteten Karpfens! Beobachte
die Anordnung der Schuppen! die Schleimschicht! Betrachte eine Fischschuppe unter dem
Vergrößerungsglase!
2. Der Hering.
1. Von der Bedeutung des Herings. Kein Fisch ist für Nordeuropa
so wichtig wie der Hering. In jedem Jahre werden etwa 10000 Millionen
Heringe in großen Netzen gefangen. Dies geschieht zu verschiedenen Zeiten,
nämlich dann, wenn die Heringe laichen. Die ans hohem Meere lebenden
Heringe, die Hochseestämme, laichen von Juli bis Dezember, die Küsten-
stämme im April und Mai. Die Fischer ziehen hinaus auf die hohe See,
wo sie die Fettheringe fangen. Die Maatjesheringe fängt man be-
sonders im Juli und an den Küsten. Die Vollheringe, d. h. die Heringe,
die noch nicht gelaicht haben, erbeutet man im August und September. Nach
der Laichzeit werden die Hohlheringe gefangen. Die meisten der in den
Handel kommenden Heringe werden eingesalzen. Das soll zuerst der Holländer
Bäukel im 17. Jahrhundert getan haben; daher soll das Wort einpökeln
stammen. Man nannte die eingesalzenen Heringe Bäukelinge. Aus diesem
Wort ist der Name Bückling entstanden, womit man geräucherte Heringe
bezeichnet. Salzheringe, die man eingesalzen und in Essig gelegt hat,
werden als marinierte Heringe bezeichnet. Wohl noch mehr Heringe, als
vom Menschen gefangen werden, fallen Vögeln und Wassertieren zum Opfer,
die den Heringszügen in großen Scharen folgen.
2. Von der Ernährung des Herings. Er lebt von ganz winzigen Krebs-
tierchen. Diese nähren sich von ganz kleinen schwimmenden Algen, die man
nur mit dein Vergrößernngsglase deutlich wahrnehmen kann, und die sich
ungemein schnell fortpflanzen und deshalb in kurzer Zeit in großer Menge
entstehen. Sie finden sich in den Polargewässern und treiben südwärts,
wenn im Frühjahr im Norden der Schnee schmilzt. Mit ihnen vermehren
sich auch die genannten Krebschen in ungemessener Anzahl, und diesen folgt
der Hering, um feine Nahrung zu finden.
3. Von der Wanderung der Heringe. Die dazu nötige Wanderung kann
er ebenso wie seine Laichzüge leicht ausführen; denn er ist ein hurtiger
Schwimmer. Sein gestreckter Körper wird von der tiefgegabelten Schwanz-
flosse schnell vorwärts getrieben. Die Fische drängen sich auf der Wanderung
manchmal so zusammen, daß sie zum Teil übers Wasser gehoben werden,
und daß Ruder in dem Fischschwarm steckenbleiben. So dicht sind die
Wanderzüge des Herings, und so groß sind sie, daß das von ihnen zurück-
geworfene Licht, der „Heringsblick", dem Fischer schon von weitem ihr Kommen
ankündigt. Besonders die silberglänzenden Schuppen an den Seiten und auf
dem Bauche schillern in allen Regenbogenfarben.