1893 -
Breslau
: Hirt
- Hrsg.: Sieber, Hermann, Steinweller, F., Rohn, R. A., Paust, J. G., Nowack, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Unser Kaiserhaus. — Von den alten Deutschen. 7
belagerte und zur Übergabe zwang. Während der Belagerung von Paris trugen
die deutschen Fürsten dem Könige Wilhelm die deutsche Kaiserkrone an. Am
18. Januar 1871 wurde er zum deutschen Kaiser ausgerufen.
5. Friedensregierung. Durch 17 Jahre hindurch hat Kaiser Wilhelm
den europäischen Frieden geschützt. Österreich hat er mit dem neuen Deut-
schen Reiche ausgesöhnt, und es ist jetzt mit Deutschland eng verbunden. —
Gleiche Münzen, Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten.
Post-, Telegraphen- und Eisenbahmoesen, ebenso Schulen, Künste und Wissen-
schaften werden sorgsam gepflegt. Das Heer ist das beste der Welt, und
die Flotte verschafft auch in der Ferne dem Reiche Achtung. Sie hat den
Erwerb von Kolonieen ermöglicht. — Des Kaiserpaares goldene Hochzeit (1879)
und der 22. März 1887, Kaiser Wilhelms 90. Geburtstag, wurden unter großem
Jubel vom Volke gefeiert. — Als zwei verkommene Menschen ihre Mörderhände
gegen den geliebten Kaiser erhoben, da trauerte das ganze Volk und schämte
sich. Jene Verruchten gehörten der Partei an, die auf gewaltsame Weise,
durch Empörung, die Lage der Arbeiter verbessern wollte. Kaiser Wilhelm
beschloß damals, auf friedliche, gesetzliche Weise für die Armen zu sorgen, da-
mit diese weiterhin keinen Grund zur Unzufriedenheit hätten.
* Schon er erließ das Krankenkassen- und das Unfallversicherungsgesetz, so
daß der kranke oder bei seiner Arbeit verunglückte Arbeiter einen gesetzmäßigen
Anspruch auß freie ärztliche Behandlung und Arzenei und Krankengeld erhielt.
Wie Kaiser Wilhelm Ii. für das Wohl der arbeitenden Klassen weiter gesorgt
hat, lies Absch. A. 5. —
6. Tugenden Kaiser Wilhelms I. und sein Tod. Außer Weisheit
und Tapferkeit waren noch viele andere herrliche Tugenden an Kaiser Wilhelm I.
zu rühmen; so war er sehr einfach in seiner Kleidung und mäßig im Essen
und Trinken. Seine Kleider trug er so lange, als es irgend anging; Wein
trank er selbst bei Tisch nur in kleinen Mengen. Von seiner Herzens güte
und Wohlthätigkeit erzählt man sich viele herrliche Beispiele, desgleichen
von seiner Dankbarkeit. (Vergl. hierbei § 24 E.) — Dabei war er von
Herzen fromm. Er sprach einst: „Ich will, daß meinem Volke die Religion
erhalten bleibe!" Von seiner Arbeitsamkeit legte er noch ans dem Sterbe-
bette Zeugnis ab. („Ich habe keine Zeit, müde zu fein!") Tiefer Schmerz
erfüllte aller Herzen, als am 9. März 1888 der geliebte Kaiser verschied. —
Selbst in den fernsten Zeiten wird Kaiser Wilhelm I. gerühmt werden als
einer der größten und edelsten Menschen und Herrscher!
8 2. Von den alten Deutschen.
A. 1. Das Land, das unsere Vorfahren bewohnten, war zum größten
Teile mit Wäldern und Sümpfen bedeckt. In den Wäldern hausten viele
wilde Tiere; auf den Wiesen weideten Rinder, Pferde und Schafe.
2. Die alten Deutschen waren große, kräftige Leute, mit goldgelbem
Haar, weißer Haut und blauen Augen. Ihre Kleidung bestand aus Leinwand
und Fellen. Sie nährten sich von Wild, Fischen, Obst, Brot und Gemüse.
Aus Gerste und Honig braute man Met. Die Hütte stand am Quell unter
Riesenbäumen, umgeben von Fruchtfeldern. Sie war aus Baumstämmen
zusammengefügt. — Die Männer beschäftigten sich mit Jagd und Krieg.
Ackerbau trieben nur Weiber und Knechte, die auch spannen und webten. Die
Deutschen liebten den Trunk und das Würfelspiel, zeichneten sich aber aus
durch Treue („Ein Wort, ein Mann"); sie übten Gastfreundschaft und