1893 -
Breslau
: Hirt
- Hrsg.: Sieber, Hermann, Steinweller, F., Rohn, R. A., Paust, J. G., Nowack, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Deutschland.
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bar und vortrefflich angebaut. Es wechseln ab Ackerfelder, Gärten und Wein-
berge. Die Industrie ist lebhaft. Die Bewohner, meist Schwaben, find treu-
herzig und bieder.
Stuttgart (140), Hauptstadt, in einem Seitenthale des Neckars. Ludwigsburg,
2. Residenz. Heilbronn, Handel. Eßlingen, gewerbreich. Tübingen, Universität,
Uhlands Geburtsort. Ulm, starke Festung.
8 48. Das Königreich Bayern liegt zum größten Teile zu beiden Seiten,
der oberen Donau und zieht sich von den Alpen bis über den Main hin; ein
kleinerer Teil liegt nördl. von Elsaß-Lothringen (Rheinbayern oder die
Rheinpfalz). Bayern bildet zum größten Teile eine Hochebene. An der
Ostgrenze nach Böhmen zu liegt der Böhmerwald, im N. Bayerns das Fichtel-
gebirge, der Frankenwald, das Rhöngebirge, der Spessart. Als Fortsetzung
des Schwab. Jura zieht sich durch Bayern der Fränkische Jura (Muggendorfer
Tropfsteinhöhlen). Bayern wird bewässert von der Donau und ihren Neben-
flüssen (r.: Iller, Lech, Isar, Inn; l.: Altmühl, Naab, Regen) und von dem
Main mit seinen Zuflüssen. Der Ludwigs-Kanal verbindet Main und Donau.
Am Fuße der Alpen sind zahlreiche Seen. — Das Klima ist auf der bayrischen
Hochebene rauher als im Mainthal. In Bayern wird viel Getreide und Hopfen
gebaut, auch viel Bier gebraut. Nürnberger Spielwaren erfreuen sich eines
Weltrufes. Künste und Wissenschaften werden gepflegt.
München (über 300), Hauptstadt a. d. Isar, Universität (die Ruhmeshalle).
Augsburg (70), am Lech, bedeutende Handelsstadt. In der Nähe das Lechfeld (Schlacht 958).
Ingolstadt, starke Festung. Regensburg (Walhalla). Passau, durch eine Feste
geschützt. Nürnberg (140), a. d. Pegnitz, erste Handels- und Fabrikstadt Bayerns, hat
die altertümliche Bauart am treuesten bewährt. Erlangen, ev. Universität. Baireuth,
fabrikthätig. Bamberg, bedeutende Gärtnereien. Würzburg, Weinbau, Universität.
Kissingen, Badeort. — In Rheinbayern liegen: Speier und Kaiserslautern.
Speier war eine Zeit lang Begräbnisplatz der deutschen Kaiser.
ß 49. Des Deutschen Reiches Verfassung. Der König von Preußen ist deutscher
Erbkaiser. Die Gesetze werden von dem Bundesrate und dem Reichstage beraten und
festgestellt, vom Kaiser jedoch verkündigt, wenn er sie bestätigt. Der Bundesrat besteht
aus den Abgesandten der deutschen Regierungen. Die Mitglieder des Reichstages aber
wählt das Volk. An der Spitze des Bundesrats steht der Reichskanzler. — Das Reich
hat eine gemeinsame Kriegsmacht, welche unter dem Kaiser steht. Sie zerfällt in das
Landheer und in die Seemacht (Kriegsmarine). Die Häfen von Kiel und der Jadebusen
(Wilhelmshaven) sind Reichskriegshäfen. Die deutschen Farben sind schwarz-weiß-rot.
Jeder wehrfähige Deutsche ist auch wehrpflichtig. Bei der Fahne steht der Soldat 3 Jahre.
Dann kommt er zur Reserve und nach 4 Jahren zur Landwehr. Dieser gehört er
5 Jahre an. — Die Postanstalten und Telegraphen der einzelnen Bundesstaaten mit
Ausnahme von Bayern u. Württemberg stehen unter der Verwaltung des Reiches u. sind
kaiserlich. Auch gemeinsame Maße, Gewichte und Münzen sind im ganzen Reiche eingeführt.
§ 50. Rückblick auf Deutschland. Das ganze Deutsche Reich umfaßt (in runder
Zahl) 540000 qkm. Es hat 50 Mill. E., von denen etwa 45 Mill. Deutsche sind. Die
Nichtdeutschen wohnen hauptsächlich in den Grenzgegenden, seltener in sogenannten
Sprachinseln: Polen in Oberschlesien, Posen, Westpreußen; mit ihnen verwandt sind
die Masuren in Ostpreußen, die Kassuben in Westpreußen, die Wenden zu beiden
Seiten der Spree von Bautzen bis nördlich von Kottbus. Litauer wohnen in Ost-
preußen, Dänen in Schleswig, Franzosen in Elsaß-Lothringen, Wallonen in der
Rheinprovinz. — Der N. ist vorwiegend protestantisch; im O. und im W. (Trier, Köln,
Münster, Paderborn) herrscht die römisch-kathol. Kirche vor. In Süddeutschland überwiegen
die Katholiken. — Die Seenplatten des nördl. Landrückens, die Moorgegenden die
Eifel, das Sauerland, der Spreewald u. a., sind sehr schwach bevölkert. Zu den' am
dichtesten bewohnten Gegenden gehören der Nordrand der deutschen Mittelgebirge von
Oberschlesien bis nach Westfalen hinein und das ganze Rheingebiet, sowie das Neckarthal.
— Die deutschen Besitzungen in den fremden Erdteilen siehe § 90.
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