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1. Für Oberklassen - S. 79

1893 - Altenburg : Bonde
79 nur einbeinig ist, aber doch hinreichend stark, sie zu tragen, und dazu hoch genug, so daß sie nach allen Seiten genießen und sich umschauen kann. Die Blüte selbst wird durch vier Ringe gebildet, von denen einer den anderen einschließt. Den äußersten Ring bilden fünf hellgrüne Blättchen, welche den Namen Kelch führen. Was für dich der Überrock ist, das sind sie für die inneren zarten Teile der Blüte. In sie ein- gewickelt, konnten diese der Fröste spotten, welche die Frühlingsnächte brachten, und brauchten sich um die rauhe Märzenluft und den April- schnee eben so wenig zu kümmern, als das Kind, das hinter dem warmen Ofen sitzt. Der zweite Kreis ist die Blumenkrone, das Staats-und Sonntagskleid, mit welchem sich die Blüte in den sonnigen Tagen des Frühlings schmückt. Als Jo- seph in dem andern Wagen des Königs Pharao fuhr, so mag er sich in dem Kleide von weißer Seide gar prächtig ausgenommen haben; aber doch ist er in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen, wie eine von diesen Blumen in ihrem Rocke, der aus fünf zarten, weißen, inwendig am Kelche angewachsenen Blättern besteht und die Gestalt einer klei- nen Rose hat. Wie du zwei Arme und zwei Augen hast, weil deinem Leibe zwei Beine und zwei Ohren angewachsen sind, so hat die Blumenkrone, gerade wie der Kelch, fünf Blätter; denn in der Welt der Pflanzen geht es meistens nach dem Gesetze des Ebenmaßes, und wenn der Baumeister die vor- dere Seite des Hauses eben so lang und hoch macht, als die hintere, und im südlichen Giebel nicht mehr und nicht weniger Fenster anbringt, als im nördlichen, so hat er seine Kunst erst dem lieben Gotte und seinem Wirken in der Natur abgelauscht. Im Innern des Kelches finden wir den dritten und vierten Kreis. Jener besteht bei der Kirschblüte aus mehreren Ringen und wird durch die Staubgefäße gebildet. Ihrer sind 30—40, und sie sind sämtlich inwendig am Kelche angewachsen. Aus den ersten Blick bemerken wir, daß jedes Staubgefäß in zwei Teile zerfällt: einen unteren, welcher auf- recht steht, ziemlich lang, dünn und weiß ist, und eben weil er mehr oder weniger einem Faden ähnlich ist, Staubfaden genannt wird, und einen oberen, das gelbe Knöpfchen, welches ans dem Ende des Staub- fadens aufsitzt und, weil es in seinem Innern den Blnitenstaub birgt, der Staubbeutel heißt. Der Blütenstaub erscheint, mit bloßen Augen Die Sauerkirsche. a Blütenzweig in Vs natürlicher Größe. b Fruchtzweig in halber Größe, c ein Staub- gefäß, dem die Hälfte des Fadens abge- nommen, 3 mal vergrößert, d eine aufge- schnittene Kirsche in natürlicher Größe, e ein Querschnitt durch den Keimling.
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