1893 -
Altenburg
: Bonde
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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freundlich erweisen, so streckt sie den Schwarz in die Höhe, schnurrt und
buckelt dazu ganz wohlgefällig. Neckt man sie, und sie will ihren Unwillen
darüber ausdrücken, so schlägt sie mit dem Schwänze auf und nieder,
braucht wohl auch ihre Krallen. Lauert sie auf eine Maus, so läßt sie
den Schwanz sinken und hält ihn unbeweglich. Beim Fallen dient der
Schwanz dem Tiere wesentlich, dem Körper eine wagerechte Stellung und
das Gleichgewicht zu geben. Selten wird sich eine Katze zu Tode fallen.
Sie kommt meist auf die Füße zu stehen, selbst wenn sie vom Dache stürzt.
Die Katzen miauen nicht bloß, sondern sie schreien und heulen oft
so jämmerlich, wie kleine Kinder. Solcherlei Katzenmusik hört man mit
Verwunderung. Sie führen aber ihre Konzerte am liebsten an ganz ein-
samen Orten, auf den Böden und Dächern der Häuser auf. Dabei kratzen
und beißen sie einander, daß die Haare davon stiegen.
Die Katze ist für uns ein notwendiges Haustier. Hätten wir keine
Katze, so würden uns die Mäuse Tag und Nacht beunruhigen; wir würden
weder ruhig schlafen, noch ruhig essen können. Doch ist nicht jede Katze
ein ausgemachter Mäusefänger. Diejenigen, welche in der Jugend am
eifrigsten spielen und buckeln, sollen auch die eifrigsten Mäusevertilger
werden. Nun sieht zwar jedermann gerne, wenn sie in ihrem Geschäfte
eifrig sind, aber das sieht niemand gerne, daß sie mit den gefangenen
Mäusen erst noch spielen, ehe sie dieselben umbringen und auf-
sressen. Sie lassen eine gefangene Maus lausen, fangen sie wieder und
lassen sie wieder laufen, bis sich endlich das arme Mäuslein vor Todes-
angst nicht mehr rühren kann. Daran sieht man die heimtückische und
boshafte Katzennatnr recht, deren Mordlust nicht befriedigt ist, wenn sie
die gefangene Maus nicht erst martern und quälen kann. Kinder, welche
einem Käser die Beine oder die Flügel ausreißen und ihn so allmählich
umbringen, haben auch eine so bösartige Katzennatur.
Die Jungen der Katzen sind 9 Tage blind und werden von der Mut-
ter in diesem hilflosen Zustande sorgfältig gewartet und gepflegt. Ist der
Ort, wo sie ihre Jungen hat, nicht mehr sicher, so trägt sie dieselben im
Maule an einen andern und verteidigt sie tapfer gegen Hunde und an-
dere Raubtiere.
Jedermann kennt die Katze als ein schmeichelndes, reinlich glattes, aber
falsches und diebisches Tier, das sich beständig putzt und leckt, behaglich im
Sonnenschein sich zusammenrollt und jenes einschläfernde Schnurren hören
läßt, welches so gemütlich anklingt. Ihre leisen Bewegungen, ihr sauberes
zierliches Wesen haben sie zu einem Günstlinge der Frauen gemacht. Sie
sind mehr anschmiegend, als treu, beweisen aber in einzelnen Fällen auf-
opfernde Anhänglichkeit. Auf der Walstatt vor Sebastopol fand man die
Katzen von Zuaven, welche, auf den Tornistern sich festklammernd, den-
selben ins Treffen gefolgt waren und durch furchtbare Bisse den Tod
ihrer Herren an den Mördern zu rächen versucht hatten.
175. Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten.
Zwei Katzen und eine Maus, zwei Weiber in einem Haus, zwei
Hund' an einem Bein kommen selten überein. — Man muß die Katze
nicht im Sacke kaufen. — Wenn man die Katze auf den Käse bindet, so