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1. Für Oberklassen - S. 249

1893 - Altenburg : Bonde
249 Körperkraft dieses Mannes, so daß man seinen Geschichtschreibern wohl glauben darf, wenn sie erzählen, wie er mit leichter Mühe ein Hufeisen brach, oder einen geharnischten Mann emporhob wie ein Kind, oder mit seinem gewaltigen Schlachtschwerte einem Feinde den Kopf bis in die Tiefe spaltete und Lasten hob, die ein gewöhnlicher Mann jetziger Zeit nicht von der Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach. Er trug Gewänder von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt, Strümpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuzweise umwunden, ein leinenes Wams und darüber einen einfachen Rock mit seidenem Streife, seltener einen vier- eckigen Mantel von weißer oder grüner Farbe; aber stets hing ein großes Schwert mit goldenem Griffe und Wehrgehänge an seiner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät, mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone ans dem Haupte, angethan mit einem lang herabhängenden Talare, mit goldenen Bienen besetzt. Im Januar des Jahres 814 ergriff ihn ein Fieber, welches sich in den letzten Jahren oft eingestellt hatte, heftiger, als zuvor. Da ließ er den Bischof Hildbold, seinen Vertrauten, rufen und empfing ans seiner Hand das h. Abendnmhl. Am Morgen des folgenden Tages — es war der 28. Januar — fühlte er die Annäherung des Todes. Mit letzter Kraft hob er die rechte Hand aus, drückte auf Brust und Stirn das Zeichen des h. Kreuzes, legte dann seine Hände gefaltet über die Brust zusammen und sang mit geschlossenen Augen und leiser Stimme: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" So entschlief der große Mann, im zwei und siebenzigsten Jahre seines Alters, nach einer fast sieben und vierzigjährigen glorreichen Re- gierung. Merkwürdig, wie er gelebt hatte, wurde er auch begraben. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und Schtoert, ein goldenes Evangelien- buch aus den Knieen, ein Stück des h. Kreuzes aus dem Haupte, die goldene Pilgertasche um die Hüfte, wurde er, sitzend auf einem goldenen Stuhle, in die Gruft der von ihm gestifteten Marienkirche zu Aachen hinabgelassen. 218. Heinrich I. 1. Als Heinrich I. im Jahre 919 zum deutschen König gewählt wurde, war Deutschland ein sehr unglückliches Land. Von Südosten her jagten auf ihren schnellen Pferden die Ungarn heran, trieben den Bauern das Vieh weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Sammelte sich langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie, und fing er an sich in Marsch zu setzen, so waren sie samt ihrer Bente bereits wieder fort. Von Nordosten kamen die Wenden und machten es ebenso. Das war eine traurige Zeit. Was that nun der weise und bedächtige Heinrich? 2. Zuerst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den ge- fährlichen Ungarn. Nun begann im ganzen deutschen Reiche eine bessere Zeit. Überall fing man an, Häuser zu bauen und hier und da eine größere Anzahl derselben mit Mauern und Gräben zu umgeben. Solch' eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg. Ihre Bewohner hießen Bürger. Aber es war leichter, Städte zu bauen, als Bewohner für dieselben zu finden; denn die Deutschen wohnten lieber auf dem Lande.
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