1893 -
Altenburg
: Bonde
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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den Tag mit Gebet zu beginnen. Vor allem aber meinte er, ein Kaiser
habe sein Amt von Gottes Gnaden; es sei ihm aufgetragen, Recht und
Gerechtigkeit zu handhaben. Wer den Bösen schone, thue dem Guten
Schaden, und unzeitige Milde sei eine Brandfackel in der Hand des
Frevlers. Darum galt., vor ihm kein Ansehen der Person, und wo er
auftrat, da bebten die Übelthäter.
3. Zu seiner Zeit gab es in Deutschland Hader und Zwiespalt genug.
Die Fürsten stritten unter einander und verlangten vom Kaiser, er solle
regieren, wie es ihnen genehm war.
Da beschloß Friedrich, das Kaiser-
tum wieder reich zu machen an
Macht und Ehren, wie es zu
Karls des Großen Zeit gewesen
war. Die Raubritter am Rhein
ließ er seinen Arm fühlen. Sechs-
undsechzig ihrer Burgen legte er
in Trümmer und schaffte im
deutschen Reiche Ruhe und Sicher-
heit. Unbestritten war er das
Saupt der ganzen Christenheit.
esandte aus allen Ländern Euro-
pas huldigten ihm im Namen ihrer
Fürsten. Stolz auf ihre Macht,
trotzten die lombardischen Städte,
namentlich Mailand, hinter ihren
festen Mauern. Aber Friedrich
ließ sie dafür schwer büßen und
legte Mailand in Asche.
4. Nie war der deutsche Name
mehr geachtet und gefürchtet, als
damals; nie sahen die deutschen
Gauen glänzendere Reichstage, als
zu den Zeiten Barbarossas. Als
70 jähriger Greis machte sich
Friedrich auf, um den Ungläubigen
Jerusalem wieder zu entreißen.
Auf dem Wege dahin rief ihn
Gott ab. Als er mit feinem Friedrich Barbarossa 1152—1190.
Heere an den Fluß Saleph in
Cilicien gekommen war, warf er sich in ungeduldiger Hast mit seinem
Rosse in den Strom, um das jenseitige Ufer zu erreichen. Das Wasser
war aber kalt und hatte einen raschen Fall; der Strudel erfaßte den
Kaiser, seine Kräfte verließen ihn, und es war um ihn geschehen, ehe ihm
die Seinen zu Hilfe kommen konnten. In tiefer Trauer bestattete man
die Gebeine Friedrichs zu Antiochia; sein Herz aber wurde zu Tarsen,
in der Stadt des Apostels Paulus, beigesetzt. Eine schmerzliche Klage
ertönte, als die Trauerkunde nach Europa kam. Das deutsche Volk hat
das Andenken Friedrichs im Herzen bewahrt bis aus diesen Tag.