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1. Für Oberklassen - S. 323

1893 - Altenburg : Bonde
323 Haltes waren die Leibkosaken heran und stürzten sich auf den Feind, indem ihre Geschütze mit fürchterlicher Wirkung denselben beschießen. Immer mehr Reiter und Kanonen der Verbündeten langten unterdessen auf dem Kampfplatze an; ausgesetzt ihren wütenden Anfällen, lösten sich die französischen Reiterreihen immer mehr, bis sie, in einen wirren Knäuel zusammengedrängt, auf ihre eigenen Geschütze zurückgeworfen wurden. Die Mitte der Verbündeten war gerettet. Als nun der Abend hereinbrach, und mit ihm der Kampf allmählich aufhörte, standen beide Heere so ziemlich noch, wie sie am Morgen gestanden hatten; aber die Verbündeten waren doch weitaus im Vorteile: Jork hatte die Franzosen bis dicht an Leipzig herangeworfen; Napoleon hoffte, das böhmische Heer werde als geschlagen abziehen, und es wich nicht von der Stelle; dazu kam, daß Napoleon alles aufgeboten hatte, was in seiner Macht stand, während die Verbündeten mit Sicherheit auf die Ankunft von 100 000 frischen Soldaten rechnen konnten. Sonntag den 17. Oktober war fast auf allen Punkten Ruhe. Dieser Tag war für Napoleon ein verlorener Tag. Durch Unterhandlungen mit den Verbündeten hatte er gehofft, den Kops noch aus der Schlinge ziehen zu können. Als er aber abends 7 Uhr noch immer keine Antwort auf seine Anerbietungen erhalten hatte, wurde es ihm klar, daß er sich auf eine zweite Schlacht und seinen Abzug gefaßt machen müßte. Sie wurde am 18. geschlagen. Napoleon hatte seine Soldaten näher an Leipzig herangezogen, die Verbündeten standen in einem weiten Halbkreise um ihn herum. Schlag 8 Uhr griffen sie ihn von allen Seiten zugleich an. Der furchtbarste Kampf dieses Tages war der Kampf um Propstheida. Dieses Dorf war gleichsam der entgegengestemmte Fuß; Napoleon mußte es behaupten, wenn die Straße nach Leipzig nicht verloren gehen sollte. Es wurde mit großer Tapferkeit von den Russen und Preußen an- gegriffen und mehrmals erstürmt; aber mit einem Heldenmute, den selbst die Feinde bewundern mußten, von den Franzosen wieder erobert. Vor dem Dorfe lagen ganze Berge von Leichen, so daß die Angreifenden förmlich über die Haufen der Toten hinweg klettern mußten. Endlich verbot Schwarzenberg, weil er die Schlacht bereits für gewonnen ansah, jeden ferneren Angriff auf Propstheida. Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr gingen die Sachsen, die seit langer Zeit nur mit Widerwillen unter Napoleon gefochten hatten, 4—5000 Mann stark in geschlossenen Reihen, mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele angesichts der Franzosen zu den Verbündeten über. Die Russen, zu denen sie kamen, herzten, drückten, küßten ihre neuen Kameraden. Als eine Fahne Preußen ihrer ansichtig wurde, hielt sie an; der Oberst rief seiner Mannschaft zu: „Kinder, singt einmal! Singt doch: Den König segne Gott! und ihr, Hoboisten, blaset dazu!" In den letzten Stunden der Schlacht raste über den weiten Strich, in welchem die Heere sich gegenüber standen, das Feuer von vielleicht anderthalbtausend Geschützen. Einzelne Schüsse vernahm man nicht mehr; ununterbrochen rollten die Salven; es schien ein einziges langes Donner- gebrüll. Man konnte das eigene Wort nicht hören, die Erde erbebte, und die in Ruhe haltenden Pferde zitterten fortwährend, und der Schaum trat ihnen vor die Nüstern. 21*
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