1893 -
Altenburg
: Bonde
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
340
5. Schwaben und Preußen Hand in Hand;
Der Nord, der Süd ein Heer!
Was ist des Deutschen Vaterland, —
Wir fragen's heut nicht mehr!
Ein Geist, ein Arm, ein einz'ger Leib,
Ein Wille sind wir heut!
Hurra, Germania, stolzes Weib!
Hurra, du große Zeit!
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania!
6. Mag kommen nun, was kommen mag:
Fest steht Germania!
Dies ist All-Deutschlands Ehrentag:
Nun weh' dir, Gallia!
Weh', daß ein Räuber dir das Schwert
Frech in die Hand gedrückt!
Fluch ihm! Und nun für Heim und Herd
Das deutsche Schwert gezückt!
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania!
7. Für Heim und Herd, für Weib und Kind
Für jedes teure Gut,
Dem wir bestellt zu Hütern sind
Vor fremdem Frevelmut!
Für deutsches Recht, für deutsches Wort,
Für deutsche Sitt' und Art, —
Für jeden heil'gen deutschen Hort,
Hurra! zur Kriegesfahrt!
Hurra, hurra, hurra!
Hurra, Germania!
8. Auf,Deutschland, auf, und Gott mit dir!
Ins Feld, der Würfel klirrt!
Wohl schnürt's die Brust uns, denken wir
Des Bluts, das stießen wird!
Dennoch das Auge kühn empor!
Denn siegen wirst Du ja;
Groß, herrlich, frei, wie nie zuvor:
Hurra, Germania!
Hurra, Viktoria!
Hurra, Germania!
266. Die Flucht der Franzosen nach der Schlacht bei Wörth.
Ich konnte es in Hagenau nicht mehr aushalten. Trotz der Warnung
des Wirtes, mich nicht hinauszuwagen, da das Landvolk gegen die Fremden
mißtrauisch und erbittert sei, eilte ich zum nördlichen Thore hinaus und
nahm die Richtung gegen den Hagenauer Forst Niederbronn zu. Um
4 Uhr galoppierte ein lediges Pferd, den Sattel unter dem Bauche
schleppend, zum Stadtthore von Niederbronn herein; bald darauf ein
zweites, ein drittes. Dann folgte ein Kürassier auf blut- und schaum-
bedecktem Pferde, ohne Küraß, ohne Waffen, dann ein Artillerist auf
ungesatteltem Pferde; auf den Gesichtern lag unaussprechliche Angst.
Nach einigen Minuten jagte ein Schwarm von etwa 20 Reitern vorüber,
unter denen mir zwei Zuaven auf einem Pferde besonders aufgefallen
sind. Die anderen waren Kürassiere in allen Graden der Furcht, des
Schreckens, einige ihre Säbel schwingend, andere wie wahnsinnig auf die
armen, abgehetzten Pferde dreinschlagend, viele ohne Sattel, die meisten
ohne Waffen. Ein Kürassier hielt unmittelbar neben mir sein Pferd an,
nestelte seinen Küraß los, warf seinen Helm, dann seinen mächtigen
Säbel und endlich seinen schwerfälligen Panzer von sich und setzte dann,
zufrieden lächelnd, langsam seinen Weg fort. Dann erfolgte eine etwa
5 Minuten lange Pause.
Die Bewohner Niederbronns waren alle in das Innere der Stadt
geflohen. Der Flurschütz und ich — wir standen allein an dem Punkte,
wo die Niederbronner Zweigbahn die Heerstraße durchschneidet. Jetzt
sauste ein Feldgensdarm heran, hielt das halbtote Pferd an und meinte:
Schließen Sie eiligst die Stadtthore! Die Preußen sind mir auf den
Fersen. Der Feldhüter wurde bleich. Ich ermahnte ihn, den Unsinn zu
lassen; Hagenau sei eine offene Stadt, Verteidiger seien keine da, und
wenn die Preußen vielleicht da wären, so gäbe es in diesem Augenblick
nichts Besseres für die Stadt, als recht weit offene Thore. Dem Flur-
schützen leuchtete das ein.