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1. Für Oberklassen - S. 341

1893 - Altenburg : Bonde
341 Nun zogen die Trümmer der einen Division des ersten Corps vor- bei. Der Auftritt ist unbeschreiblich. Es waren keine Soldaten, die da vorbeirasten, es waren arme Menschenkinder, einzig und allein mit der Sicherung ihrer mehr oder minder schadhaften Haut beschäftigt. Immer größer wurde der Tumult. Unter die Haufen der Kürassiere mischten sich einige Lanciers, dann kam die Husarennniform, wenn auch selten, zum Vorschein. Sie drängten sich in die Straße; ledige Pferde liefen, als wären sie von gleicher Furcht getrieben; Artilleristen im bloßen Hemde kamen heran, und sehr häufig Zugpferde mit abgeschnittenen Strängen, von Infanteristen und Artilleristen geritten. Unter dein ganzer: Vortrabe der Flucht habe ich keinen Offizier bemerkt. Als der Schwarm am dichtesten war, sauste plötzlich ein Eisenbahn- zug von Norden herüber. Ein im Schwarme der Flucht fortgerissenes Bauermädchen mit einem Karren war auf den Schienen. Sie konnte nicht vor, nicht zurück; sie schien verloren. Da packten wir, der Feldhüter und ich, den Schlagbaum, wiesen die sinnlosen Flüchtlinge rückwärts, schlossen die Barriere, halfen der Bäuerin hinüber, und der Zug fuhr, ohne Unfall vorbei. Er sollte das Kriegsgerät bergen, welches noch bei Niederbronn gewesen war; er sollte auch wohl Verwundete fortschaffen, — nun war er lediglich ein Mittel der Flucht. Es waren die ersten Infanteristen, welche sich hier retteten. Alle Waggons überfüllt, aus den Dächern, an den Handhaben hängend, mit halbem Leibe in der Luft, auf den Trittbrettern, einige mit voller Rüstung, einige halb nackt, Ver- wundete keine. Hier zog ein neues Bild der Verwirrung vorüber und kreuzte den Unglücksstrom auf der Heerstraße. Wir ließen den Balken fallen und sprangen seitwärts. Wie die wilde Jagd eilten die Reiter der Stadt zu und passierten diese ohne Aufenthalt. Um 5 Uhr versiegte der Strom der Kavallerie. Nach einer Pause kam Fuhrwerk. Ich habe 4 bis 5 Protzen gesehen, alle vollständig bespannt, aber ohne Geschütze. Dann polterte ein zerbrochener Munitionskarren mit Turkos bepackt, näher, hinter ihm kam ein Bauerwagen, mit Bettzeug und allerlei Habseligkeiten bepackt, ohne Besitzer. Ein Zuave leitete die Pferde, zwei gräßlich ver- stümmelte Turkos lagen oben quer über, ein Haufe unbewaffneter Soldaten aller Art klammerte sich oben an. Nun kam Infanterie, etwa um halb sechs Uhr. Noch immer kein Offizier. Alsdann im dichten Schwarme Kanzleikarren, die Wagen von drei Brigadegeneralen, das Archiv einer Trnppendivision, 4 bis 5 leere Mnnitionskarren, sodann allerlei Am- bulanzwagen, aber mit Gesunden bedeckt. Auf einem Karren lagen drei Tote, während ein paar jämmerlich zugerichtete Turkos im Gewühle mit jener stumpfen Ergebung einhergingen, welche diese Wüstensöhne in Wahr- heit auszeichnet. Dann kamen verschiedene Marketenderwagen. Diese Marketenderinnen, eine Eigentümlichkeit der französischen Armee, habe ich jüngst für recht niedlich gehalten, als ich sie inmitten einer begeisterten Truppe im Augen- blicke des Abmarsches beobachtete. Heute, in der ersten Verwirrung, ihre Kleider beschmutzt, ihre Gesichter mit zerrauftem Haare eingerahmt, von Schmutz starrend und von Angst verzerrt, schienen sie mir ekelhaft. Die Infanteristen hatten alle ihr Gepäck weggeworfen, viele ihre Gewehre,
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