1893 -
Altenburg
: Bonde
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Wehr bilden, gegen welche jede von Menschenhänden aufgeführte Hasen-
anlage als eine Kleinigkeit erscheint, und in deren Schutz die stille Lagune
des Strandes, des Thales und der Berge schöne Formen treu abspiegelt.
Der größte Teil der am Strande liegenden Häuser von Papiti ge-
hört den Kanaken und liegt in kleinen Gruppen von acht bis zehn Häusern
zwischen wogenden Palmen, Brotfruchtbäumen und blühendem Gebüsch.
Sie sind aus 1,2 bis 1,7 m hohen und 5 cm dicken Bambusstöcken,
die in einem länglichen Kreise in einer Entfernung von 2,5 cm von
einander in die Erde gesteckt sind, erbaut, wodurch ein kühlender Lustzug
im Innern der Hütte hervorgebracht wird. Das Ganze ist von größeren
Bambusrohren oder kleinen Stäben des Brotfruchtbaumes gestützt und mit
Stricken von Bast zusammen-
gebunden. Man bedeckt die
Hütte mit einem zierlichen,
sorgsam zusammengefügten
Dache von Pandanusblättern,
das ebenso dicht und dauer-
haft, wie hübsch ist, und die
Häuser haben daher nicht
jene schwere Heuschoberform,
wie auf den Saudwichsinseln,
sondern ein leichteres und
luftigeres, oft sogar nettes
Gepräge. Man findet sich
in ein Land versetzt, das mit
Recht für eins der am herr-
lichsten ausgestatteten auf
Erden gilt, wo man in vollem
Maße das süße Nichtsthun
eines sorgenfreien Lebens
ohne alle jene Mühe und
Besorgnis für die Erhaltung
des Daseins genießt, womit
man an anderen Orten stets
im Kampfe liegt, und wo-
Bewohner Tahitis. durch der Geist immerfort
rege erhalten bleibt.
Innerhalb der Häuser findet man keinen großen Überfluß an Luxus-
gegenständen, welche in einem minder gesegneten Klima die Menschen für
nötig halten, um Wohlbefinden hervorzurufen. Der Fußboden ist meistens
mit Blättern und Blumen bestreut, die die Hütte mit duftendem Wohl-
geruch erfüllen, oder auch mit Matten belegt, worauf die ziemlich sorg-
losen Bewohner den Tag und das Leben verträumen; große Kissen,
niedrige Schemel, einige höchst einfache Gesäße, zahlreiche Koffer und
Kisten mit chinesischen Zieraten, reine Betten mit weiten Vorhängen und
bunten Teppichen machen die ganze Ausstattung aus. Und man braucht
ja auch nicht viel mehr, um gemächlich zu speisen und zu schlafen, zwischen
welche wenig ermüdenden Beschäftigungen das Leben hier geteilt ist. Man
röstet wilde Bananen, Brotfrucht und Schweinefleisch über einigen, oft