1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Die alten Deutschen. — Die Völkerwandrung.
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der Gott des Donners und Zin der des Krieges. Die Götter wohnten in
Walhalla, wohin auch die im Kampf gefallenen Helden kamen und sich an
Jagd, Kampfspiel und Gelag ergötzten. Böse und Feiglinge kamen ins grausige
Nebelheim.
B. Freiheitskämpfe der Deutschen. Die Römer hatten Deutschland bis zur
Donau und zum Rheine erobert. Zur Sicherung ihrer Grenzen erbauten sie viele
Burgen; ans nicht wenigen derselben entstanden Städte, wie z. B. Straßburg,
Mainz, Cöln n. a. Drusus, ein Stiefsohn des Kaisers Augnstus, drang ins Innere
Deutschlands vor und kam bis an die Elbe. Hier aber ries ihm eine riesen-
große Priesterin zu: „Kehre um, du stehst am Ende deines Lebens!" Ans dem
Rückwege stürzte er mit dem Pferde und starb. — Ein späterer römischer Statt-
halter war Barns. Er behandelte die Deutschen wie Unterjochte, legte ihnen
schwere Steuern ans, richtete sie nach römischen Gesetzen und bestrafte sie mit
Schlägen und Gefängnis, wohl gar mit dem Tode. Voll Ingrimm sahen sich
die Bedrückten der geliebten Freiheit beraubt. Besonders erbittert war Hermann
(Armin), ein Cheruskerfürst, der als Jüngling im römischen Heere mit Aus-
zeichnung gekämpft hatte. Er verband sich mit anderen deutschen Fürsten, um
das verhaßte Joch der Römer abzuschütteln. — Der Verabredung gemäß empörte
sich ein zwischen Ems und Weser wohnender Stamm. Es war im Herbst des
Jahres 9 n. Chr., und starker Regen hatte den Boden aufgeweicht; Varus kam
mit seinem Heere unter großen Beschwerden in das unwegsame Gebirge des
Teutoburger Waldes. Hier aber wurde sein ermattetes Heer von allen
Seiten von den Deutschen überfallen. Drei Tage dauerte das Würgen; die
Römer wurden vernichtet, und Varus gab sich selbst den Tod. Die Zwing-
burgen der Römer wurden zerstört; an den Altären ihrer Götter feierten die
Deutschen Siegesfeste und opferten ihre gefangenen Feinde. — Armin siel später
durch Meuchelmord. — Hermannsdenkmal.
§ 3. Die Völkerwandrung.
1. Die Hunnen, ein wildes mongolisches Reitervolk, kamen 375 ans Asien
in die Länder am Schwarzen Meer. Es waren häßliche Leute: auf dem kurzen
Halse saß ein großer Kopf mit schiefgeschlitzten Augen, platter Nase und her-
vorstehenden Backenknochen. Sie aßen Wurzeln und rohes Fleisch und hatten
keine festen Wohnplätze; sie waren raubgierig und grausam und verbreiteten
Schrecken, wo sie hinkamen.
2. Die Hunnen trieben die Westgoten über die untere Donau ins römische
Reich, wo diese Wohnplätze erhielten. Der Westgotenkönig Alarich zog nach
Italien, eroberte 410 Rom und ließ es plündern. Mit reicher Beute zog er
nach Süditalien, starb aber plötzlich am Bnsento. (Von seinem Begräbnis
lies: Platen, Das Grab im Bnsento.) Die Westgoten gründeten später ein
Reich zu beiden Seiten der Pyrenäen.
3. Attila oder Etzel einigte das Volk der Hunnen, das bis Ungarn
vorgedrungen war. Er zog mit einem ungeheuren Heere erobernd und plündernd
bis in das heutige Frankreich. Bei Chalons stellte sich ihm 451 ein großes
Heer von Römern und Germanen entgegen. Attila wurde geschlagen. 150000
Leichen bedeckten das Schlachtfeld. Attila zog sich zurück. Doch schon im nächsten
Jahre fiel er in Oberitalien ein. Die Küstenbewohner flüchteten sich aus die
Inseln des Meeres und gründeten Venedig. Attila wurde im Vordringen durch
die Pest und die Bitten des Papstes Leo aufgehalten, kehrte um und starb
bald darauf. Sein Reich zerfiel schnell.
4. Wandrungen der Germanen. In dieser Zeit verließen auch
viele germanische Stämme ihre bisherigen Wohnsitze. Das Land zwischen Elbe