1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Friedrich Barbarossa. — Das Leben tm Mittelalter.
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§ Í). Friedrich Barbarossa (1152—1190).
1. Nach dem Aussterben des fränkischen Kaiserhauses wählten die Fürsten
Lothar von Sachsen zum Kaiser, der 1134 die Nordmark an Albrecht
den Bären gab. (S. h 16 B.) Nach ihm kam das Geschlecht der Hohenstaufen
aus den Thron. Der bedeutendste Herrscher aus diesem Hause war Friedrich I.,
seines roten Bartes wegen von den Deutschen Rotbart, von den Italienern
Barbarossa genannt. Hohe Gestalt, Kraft und Schönheit zeichneten ihn aus.
Er war fromm, wohltätig, gerecht, aber streng gegen Widerstrebende.
2. Kämpfe in Italien. Friedrich wollte vor allem die Herrschaft Deutsch-
lands über Italien herstellen; ihm widerstrebten die norditalischen Städte,
deren mächtigste Mailand war. Am Anfange war er siegreich, ja er eroberte
und zerstörte nach zweijähriger Belagerung Mailand 1162. Die Bürger der Stadt
mußten in demütiger Weise des Kaisers Gnade erflehen und Unterwerfung ge-
loben. Aber bald wurde Mailand wieder aufgebaut; es verband sich mit dem
Papste, der Friedrichs Macht fürchtete, und mit anderen Städten. Der Kaiser
mußte aufs neue das Schwert ziehen. In dieser ernsten Zeit verließ ihn der
treulose Heinrich der Löwe, welcher Herzog von Bayern und Sachsen und der
mächtigste Fürst im Reiche war. Er gehörte dem Geschlechte der Welfen an,
das schon seit langer Zeit den Hohenstaufen feindlich gesinnt war. Aber Heinrich
war der Jugendfreund des Kaisers gewesen. Ohne seine Hilfe war Friedrich
seinen Gegnern kaum gewachsen; trotzdem wagte er die Schlacht bei Legnano
1176 und wurde geschlagen. — Jetzt schloß der Kaiser Frieden mit dem Papste
und den lombardischen Städten. Diese erkannten zwar Friedrichs Oberhoheit
an, behielten aber viele Freiheiten.
3. Die Bestrafung Heinrichs war Friedrichs nächste Sorge. Da Heinrich
nicht vor dem Reichstage erschien, so wurde er in die Acht getan und verlor
seine Länder. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, der Stammvater des
bayrischen Herrscherhauses. Sachsen wurde geteilt. Nach zweijährigem Kampfe
unterwarf sich Heinrich und erhielt Braunschweig und Lüneburg zurück.
4. Zn einem großen Friedensfeste wurde der Reichstag, den Friedrich
1184 zu Mainz hielt. Hier erschienen die deutschen Fürsten und Bischöfe und
die Gesandten fremder Länder. Sie alle und die zahllose Menge der Ritter
und des Volkes waren des Kaisers Gäste. — Noch einmal zog Friedrich nach
Italien, wo er ehrfurchtsvoll aufgenommen wurde. Seinen Sohn Heinrich ver-
heiratete er mit Konstantia, der Erbin von Süditalien.
5. Kreuzzng. Bald darauf erscholl die Kunde: Sultan Saladin hat
Jerusalem erobert. Der greise Friedrich sammelte ein großes Krenzheer und ge-
langte glücklich nach Kleinasien; aber hier hatte sein Heer furchtbare Leiden zu
ertragen. (Uhland: Schwäbische Kunde.) Bei dem Übergange über den damals
wasserreichen Saleph sprengte der Kaiser voll jugendlichen Feuers in die Flut;
aber die Wellen rissen ihn hinweg. In Antiochia wurde sein Leichnam unter
dem Wehklagen der Deutschen beigesetzt 1190. Er selbst aber lebte fort in der
Liebe und Sage des Volkes. (Lies: Rückert: Der alte Barbarossa, und Geibel:
Kaiser Rotbart.)
§ 10. Das Leben im Mittelalter.
A. 1. ^Rittertum. Durch eine lange und schwere Lehrzeit erlangten die
Söhne adliger Eltern die Ritterwürde. Vom 7. bis 14. Jahre dienten sie als
Pagen am Hofe eines angesehenen Edlen und eigneten sich hier ritterliche Sitten
an. Vom 14. bis 21. Jahre diente der Jüngling als Knappe, erlernte das
Waffenhandwerk und war der ständige Begleiter seines Herrn. Meist im
21. Jahre erhielt er im Gotteshause in feierlicher Weise den Ritterschlag.
F. Hirts Nealienbuch. A»sg. v. 2e