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1. Nr. 38 - S. 32

1903 - Breslau : Hirt
32 Geschichte. §§ 22—23. die „schönste Königin", voll Anmut. Herzensgute und Frömmigkeit. Mit Be- wunderung und Freude schaute das Volk auf dies erlauchte Paar, das ein echt deutsch-christliches Familienleben führte. *2. Preußens Erniedrigung. (Auch im Lesebuch nachlesen.) Napoleon besiegte 1805 Russen und Österreicher in der Drei-Kaiserschlacht bei Austerlitz (Mähren). Er verband sich 1806 mit 16 deutschen Fürsten zum Rheinbund und zertrümmerte so das alte Deutsche Reich. Friedrich Wilhelm, der den Frieden liebte, suchte lange den Krieg mit Napoleon zu vermeiden. Aber dieser wollte auch Preußen demütigen, darum reizte er unsern König durch schmachvolle Be- leidigungen endlich zur Kriegserklärung. Am 14. Oktober 1806 trafen die fran- zösischen Truppen bei Jena und Auerstädt auf die preußischen. Die Preußen kämpften zwar tapfer, aber ihre Generale waren zum Teil unfähige Leute, und ihr Oberbefehlshaber, der Herzog von Braunschweig, wurde schon bei Beginn des Kampfes tödlich verwundet. Das preußische Heer wurde völlig geschlagen. Schon nach 14 Tagen war Napoleon in Berlin. Die preußische Königsfamilie mußte nach Königsberg fliehen. — In unwürdigem Kleinmuts übergaben viele Befehls- haber die stärksten Festungen. *3. Treue Preußen. —• Unglücklicher Friede. Aber Blücher schlug sich bis Lübeck durch. Graudenz verteidigte Courbiere (kurbiähr), der den Franzosen, die ihm sagen ließen, es gäbe keinen König von Preußen mehr, antwortete: „Gut, so gibt es doch noch einen König von Graudenz!" Auch Kolberg widerstand unter Gneisenau, Schill und Nettelbeck, desgleichen Pillau, Kosel und Glatz. — Der Rest der preußischen Armee schlug, mit den Russen vereinigt, noch zwei Schlachten gegen die Franzosen, bei Preußisch-Eylau und Friedland, unterlag aber in der letzten vollständig, und so mußte Friedrich Wilhelm in den Frieden zu Tilsit willigen, in welchem er alles Land west- wärts der Elbe abzutreten und 120 Millionen Franken Kriegskosten zu zahlen hatte. Auch durfte er nur ein Heer von nicht mehr als 42000 Mann halten. 4. Preußens Wiedergeburt. Friedrich Wilhelm Iii. sorgte mit dem Freiherrn vom Stein, den er an die Spitze der Verwaltung berufen, durch größte Sparsamkeit und Verkauf königlicher Güter für Bezahlung der Kriegs- schuld und damit für Befreiung von der Einquartierungslast der Franzosen. Das Preußenvolk hatte seinen ernsten religiösen Sinn verloren. „Weil wir von Gott abgefallen sind, darum sind wir gesunken," so schrieb damals die Königin Luise. Das Unglück trieb das Volk wieder zu Gott. Bei Bürgern und Bauern erweckte der König Teilnahme am Ergehen des Staates, indem er ihnen größere Freiheiten gewährte. So hob. er die Erbuntertänigkeit der Bauern auf^ so daß dieselben freie Besitzer ihrer Äcker wurden. Den Bürgern gab er die Städte- ordnung, durch welche sie Anteil an der Verwaltung der Stadt erhielten. Auf Scharnhorsts Rat wurde durch Einführung der allgemeinen Wehr- pflicht das ganze Volk kriegstüchtig gemacht. Bald regte sich allerwärts Vaterlandsliebe und Franzosenhaß. 5. Napoleons Macht. Er besiegte Österreich 1809 nochmals und erhielt eine österreichische Prinzessin zur Gemahlin. — Auch einzelne Volkserhebungen vermochte er zu bezwingen, so die der Tiroler unter Andreas Hofer (Gedicht von Mosen) und die des Majors Schill in Stralsund. Napoleon vernichtete alte Staaten und verleibte sie Frankreich ein oder gab sie seinen Verwandten, so seinem Bruder Jerome das Königreich Westfalen. *6. Königin Luise, a) Vor der Unglückszeit. (Siehe Abschnitt 1.) Am 24. Dezember 1793 feierte das hohe Paar sein Hochzeitsfest in Berlin. Die Berliner wollten ihre Stadt festlich beleuchten. Die hohe Braut lehnte dies aber ab und bat, das zu diesem Feste bestimmte Geld an die Armen der Stadt als Weihnachtsgabe zu verteilen. (Andere Beweise von der Güte der Königin lies im Lesebuche.) Die hohen Gatten liebten sich innig. Sie redeten sich mit
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