1903 -
Breslau
: Hirt
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geschichte. § 25.
Fügung!" Groß war^ der Jubel im Kriegslager, wie im Vaterlande. (Geibel.
Sedan.) — Die Pariser erklärten Napoleon für abgesetzt und richteten eine
Republik ein, deren Führer erklärten: „Keinen Fußbreit Land und keinen Stein
einer französischen Festung sollen die Deutschen haben!"
5. Auch im Kampfe gegen die Republik waren die Deutschen siegreich.
Am 19. September begann die Einschließung von Paris. Am 27. Sep-
tember mußte sich Straßburg und einen Monat später Metz ergeben. 180000
Kriegsgefangene wurden nach Deutschland geführt. Die von den Franzosen
aufgebotenen Heere, die Paris entsetzen sollten, wurden bei Orleans und bei
Amiens und St. Quentin (kangtäng) geschlagen. Bei Belfort hatte sich
unter Bourbaki eine französische Ostarmee gesammelt. Aber felsenfest standen
die Deutschen unter General' Werder. Die viel stärkere französische Armee
wurde im Januar geschlagen und in die Schweiz gedrängt. — In Paris war
inzwischen eine Hungersnot ausgebrochen. Als König Wilhelm endlich die Stadt
beschießen ließ, da ergab sie sich am 28. Januar 1871.
6. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im
Kampsgetümmel, am 18. Januar 1871, in feierlicher Weise zu Versailles statt.
Wilhelm I. nahm die ihm von den deutschen Fürsten angebotene Kaiserkrone
an und gelobte feierlich, „ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in
kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens".
7. Friede. Nach der Übergabe von Paris zogen die Deutschen zum dritten
Male in die Stadt ein (s. § 23). Der Friede wurde zu Frankfurt a. M. ge-
schlossen. Frankreich trat Elsaß und Lothringen ab und zahlte fünf Milliarden
Franken Kriegskosten. — Am 16. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel
des Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein.
bl. Unter den Helfern Wilhelms I. sind zu nennen: Roon, Moltke und
Bismarck.
1. Albrecht von Roon, vom Kaiser in den Grafenstand erhoben, wurde
1803 in Pommern geboren. Er hatte als Kriegsminister die Neugestaltung
des Heeres im Sinne Kaiser Wilhelms I. durchgeführt. Ihm war es zu
danken, daß die Armee schnell kampfbereit an die Grenzen geschickt werden
konnte.
2. Helmut von Moltke wurde 1800 in Mecklenburg geboren. Er war
erst dänischer Offizier, trat aber bald in preußische Dienste. Die Feldzugspläne
der Kriege' 1864—70 hat er entworfen. Wie hoch ihn sein Kaiser und das
ganze Volk verehrte, das zeigte sich auch 1890 bei seinem 90. Geburtstage. Im
April 1891 starb er, vom ganzen Volke tief betrauert.
3. Otto von Bismarck, 1815 geboren, entstammt einem alten branden-
burgischen Adelsgeschlechte. Er war preußischer Gesandter in Petersburg und
Paris.' 1862 berief ihn der König Wilhelm I. zum Ministerpräsidenten. Bis
1866 war er der „bestgehaßte Mann" in Deutschland, weil er seine Pläne seinen
Gegnern nicht mitteilen konnte. Aber nach seinen großen Erfolgen war er der
Liebling des Volkes geworden, das in ihm den Baumeister des neuen Deutschen
Reiches verehrte. Im Frühjahre 1890 trat er in den Ruhestand. Auf die Nach-
richt von seinem Tode, am 31. Juli 1898, eilte Kaiser Wilhelm Ii. mit seiner
Gemahlin an sein Sterbelager, um seine Teilnahme und Dankbarkeit zu bezeugen.
In der ganzen Welt gedachte man voll Trauer der Verdienste des großen Loten.
(Von Kaiser Wilhelms I. Friedensregierung, von Kaiser Friedrich Iii. und
Kaiser Wilhelm Ii. lies tz 1.)