1886 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohn, R. A.
- Hrsg.: Paust, J. G., Steinweller, F., Nowack, Hugo, Sieber, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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§ 14. Friedrich Barbarossa und die Hohenstaufen.
den Bären schenkte. Ihm folgte Konrad Iii. aus dem Hause der Hohen-
staufen. Dieses Geschlecht war für seine Kaisertreue von den fränkischen Kaisern
reich belohnt und darum mächtig geworden. Konräd Hi. aber hatte einen
mächtigen Gegner im Reich, der auch gern Kaiser geworden wäre, das war
Heinrich der Stolze aus dem Hanse der Welfen. Mit diesem Geschlecht
hielten es meist die Päpste. Die Freunde der Hohenstaufen nannten sich nach
einem Stammgnt dieses Geschlechtes: Waiblinger (Ghibellinen) und die Anhänger
der Welfen und der Päpste: Welfen. — Schon zu Konrads Iii. Zeit brach zwischen
diesen Parteien der Kampf aus. In diesem belagerte einst der Kaiser die
Stadt Weinsberg in Schwaben, die ein Oheim Heinrichs des Stolzen ver-
teidigte. Hier soll das erstemal der Ruf: „Hie Welf! Hie Waibling!" erschollen
sein. Der Kaiser hatte allen Verteidigern den Untergang zugeschworen, aber
den Weibern wollte er mit ihrer kostbarsten Habe den Abzug gestatten. Da
trugen die Frauen im seltsamen Aufzuge, die Fürstin voran, ihre Männer nuf
den Schultern, „als ihr bestes Gut" hinaus. Der Kaiser gewährte großmütig
auch den Männern Gnade, indem er sprach: „Ein Kaiserwort soll man nicht
drehen noch deuteln!" — Gegen Ende seiner Regierung beteiligte er sich an
dem zweiten Kreuzzuge 1147, der aber ohne jeden Erfolg verlief. Vor seinem
Tode empfahl er den Fürsten als Nachfolger seinen Neffen
2. /Friedrich I. Durch seine Persönlichkeit ragte er vor allen Fürsten
seiner Zeit hervor. Eine hohe Gestalt, sowie körperliche Kraft und Schönheit
zeichneten ihn aus. Sein Haar war blond, seine Wangen gerötet. Seines großen
rötlichen Bartes wegen nannten ihn die Deutschen Rotbart, die Italiener
Barbarossa. Dabei war er aufrichtig fromm, wohlthätig gegen Bedürftige,
streng gegen Widerstrebende, aber versöhnlich gegen den Reuigen. Er war
begabt mit durchdringendem Verstände und einem treuen Gedächtnis.
Mit den Welfen lebte er anfangs im Frieden und gab sogar Heinrich
dem Löwen die seinem Vater genommenen Herzogtümer zurück. — Seine Re-
gierung trat er mit dem festen Entschlüsse an, die Macht Karls des Großen
über den Papst und die Fürsten zu erneuern.
3. Friedrichs Kämpfe in Italien. Nachdem Friedrich in Deutsch-
land allerwärts Ordnung geschafft und mit der größten Strenge selbst fürst-
liche Räuber und Friedensstörer bestraft hatte, zog er nach Italien, um zunächst
in der Lombardei das sehr gesunkene kaiserliche Ansehen wieder herzustellen.
Hier waren die Städte, namentlich Mailand durch ihren Handel und die
Schwäche der früheren Kaiser sehr mächtig geworden und wollten von einer
Oberhoheit des Kaisers nichts wissen. In langen und blutigen Kriegen mit
den Städten wurde viel Kraft Friedrichs verbraucht zum Nachteile Deutsch-
lands. In der ersten Zeit war Friedrich siegreich, ja, er eroberte nach zwei-
jähriger Belagerung das trotzige Mailand 1162 und zerstörte es. Die
angesehensten Bürger mußten barfuß, Asche auf dem Haupte und mit Stricken
um den Hals des Kaisers Gnade anrufen und Unterwerfung geloben. Ein ander-
mal aber raffte die Pest die Mehrzahl der kaiserlichen Streiter dahin. Aber
noch bedenklicher ward Friedrichs Lage, als auch der Papst, der keinen allzu-
mächtigen Kaiser haben wollte, sich mit den lombardischen Städten verband.
Mailand erstand wieder aus dem Schutte, und eine starke Festung, Alessandria,
wurde dem Kaiser zum Trotz erbaut, die nach dem Papste Alexander den
Namen erhielt. Friedrich konnte diese Stadt nicht erobern. Als er nun durch
das Anrücken eines Stüdteheeres gezwungen wurde, von Alessandria abzulassen
und sich diesem zu entscheidender Schlacht gegenüber zu stellen, da verließ ihn
der treulose Welfe, Heinrich der Löwe, mit all seinem Kriegsvolk. Da der