1886 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohn, R. A.
- Hrsg.: Paust, J. G., Steinweller, F., Nowack, Hugo, Sieber, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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§ 33. Tie Befreiungskriege.
Nachrichten nach Paris. Aber die Verbündeten erhielten neue Verstärkungen,
sodaß diese Schlacht ohne einen entscheidenden Sieg für Napoleon endete. —
Der 17. Oktober war ein Sonntag; die Waffen der erschöpften Krieger
ruhten. Neue Truppenmassen der Verbündeten erschienen vor Leipzig und
schlossen den Kreis um Napoleon immer dichter. Napoleon hoffte an diesem
Tage durch glänzende Versprechungen den Kaiser von Österreich, seinen Schwie-
gervater, zum Abfall von den Verbündeten zu bewegen, aber vergeblich. Er
mußte am 18. Oktober den Kampf wieder aufnehmen. Dieser entbrannte
am heftigsten um das Dorf Probstheida. Vergeblich waren die furchtbaren
Opfer, welche hier die Verbündeten brachten; die Franzosen behaupteten das
Dorf. Aber an allen anderen Punkten wurden Napoleons Truppen bis au die
Mauern Leipzigs zurückgedrängt. Auch Beruadotte, der schwedische Kron-
prinz, wurde durch Blücher, der sich in selbstlosester Weise unter des Fremd-
lings Oberbefehl stellte, aus seiner zaudernden Haltung gedrängt und beteiligte
sich am Kampfe. Als die drei verbündeten Monarchen ans dem Monarchen-
hügel, Probstheida gegenüber, die Siegesuachrichten empfingen, da thaten sie
dem furchtbaren Morden in ihrer Nähe Einhalt und dankten dein Herrn der
Heerscharen für den Sieg. Napoleon fas; um diese Zeit auf einem Hügel neben
einer zerschossenen Windmühle, finster und in sich gekehrt, und diktierte seinen
Generalen die Befehle zum Rückzüge, der schon in der Nacht begann. Am 19.
Oktober erstürmten die Verbündeten die Thore von Leipzig, während sich die
Franzosen in wilder Flucht über die Elsterbrücke drängten. Zu frühe ward
dieselbe in die Luft gesprengt. Tausende fanden in den Fluten ihren Tod,
andere Tausende gerieten in Gefangenschaft. Die verbündeten Monarchen
hielten ihren Einzug in Leipzig, von den Bewohnern mit aufrichtigem Jubel
begrüßt. — Die Herrschaft Napoleons in Deutschland hatte ein Ende. Sein
Heer eilte dem Rheine zu, noch einmal aufgehalten bei Hanau von den Bayern,
die von Napoleon abgefallen waren..
- 7.^Dcr Zug nach Frankreich tvurde von den Verbündeten erst nach
langem Zögern angetreten. Blücher führte fein Heer in der Neujahrsnacht
zu 1814 bei Kaub über den Rhein. In feinem kühnen Vorwärtsdrängen
auf Paris ward er von dem Hauptheere unter der wenig entschlossenen Füh-
rung Schwarzenbergs nicht genügend unterstützt, und so errang Napoleon
wieder einige Vorteile. Aber bei Laon siegte Blücher über die Franzosen
und marschierte weiter nach Paris, obgleich sich Napoleon nach dem Rheine zu
wandte in der Hoffnung, daß die Verbündeten ihm folgen würden. Doch diese
erstürmten unter Blüchers Führung den Montmartre (Mongmartr), und so
ward Paris zur Übergabe genötigt. Am 31. März zogen König
Friedrich Wilhelm Iii. und Kaiser Alexander in Paris ein. — Napo-
leon ward abgesetzt und ging nach Elba. Den Thron Frankreichs bestieg ein
Bruder Ludwigs Xvi. als Ludwig Xviii. Im ersten Pariser Frieden
erhielt Frankreich die Grenzen von 1792. Elsaß und Lothringen blieben aber
znm Schmerze vieler Vaterlandssreunde immer noch bei Frankreichs
8. Das Jahr 1815. Die Fürsten Europas versammelten sich im Herbste
1814 in Wien, um die Napoleon abgenommenen Länder zu verteilen. Da
brach bald Uneinigkeit aus, namentlich wollte mau Preußens Ansprüche, das
doch das meiste zur Niederwerfung Napoleons gethan hatte, nicht anerkennen.
Schon drohte Krieg zwischen den bisher Verbündeten anszubrecheu. Napoleon
hörte dies mit großer Freude. Auch wußte er, daß mau in Frankreich mit der
neuen Regierung wenig zufrieden tvar, und darum landete er am 1. März 1815
an der Küste Frankreichs. Das französische Heer ging zu ihm über, und das