1908 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Paust, J. G., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Steinweller, F.
- Hrsg.: Nowack, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
§§ 43—44. Die Hohenzollernschen Lande. — Rückblick auf das Königreich Preußen. Zi
300 m hohe mit schön bewaldeten Hügelgruppen unterbrochene Ebene. Die
bedeutendsten Hügelgruppen sind der Meißner und der Habichtswald.
Auch die Abhänge vom Rhön und Vogelsberge erstrecken sich nach
Hessen. Nassau wird vom Taunus und Westerwald durchzogen. —
Im N.o. fließen Fulda und Werra, welche die Weser bilden. In die
Fulda fließt die Eder, in den Rhein die Lahn. — In Hessen ist das
Klima rauh und das Land, mit Ausnahme der Flußtäler, wenig fruchtbar.
Kartoffeln und Flachs sind die Haupterzeugnisse des Ackerbaues. In den
Tälern gedeiht schönes Getreide und Obst. Nassau ist mit Ausnahme des
öden Westerwaldes ein fruchtbares, dicht bevölkertes Ländchen; im Rheingau
gedeihen die herrlichsten Weine; zahlreiche Bäder locken viele Fremde herbei.
Die Berge Hessen-Nassaus enthalten Eisen, Kupfer, Braunkohlen. Die
Industrie erzeugt Eisen- und Stahlwaren (Schmalkalden), Messingwaren
(Cassel), Galanteriewaren (Hanau, Cassel), Tonwaren (Gr.-Almerode). —
Die Bewohner, besonders in Hessen, sind kräftig und ausdauernd; 3/4 der-
selben sind evangel., V4 ist kathol. Die Provinz zerfällt in die beiden
Regierungsbezirke Cassel und Wiesbaden.
Cassel, 145000 E., frühere Residenz der hessischen Kurfürsten, schön gebaut, leb-
hafter Handel. In der Nähe das vielbesuchte Lustschloß Wilhelmshöhe mit seinen
berühmten Wasserkünsten. In der Nähe von Fritzlar liegt das Dorf Geismar, wo
Bonifatius die Eiche fällte. Im Dom zu Fulda liegt Bonifatius begraben, dessen Stand-
bild eine Zierde der Stadt. Fulda ist Bischofssitz. Hanau, Fabriken. Frankfurt a/M.,
340 000 E., bedeutende Handelsstadt, einst Wahlstadt der deutschen Kaiser. Auf der Brücke,
die von Frankfurt nach der Vorstadt Sachsenhausen führt, steht ein Denkmal Karls d. Gr.;
es erinnert an die Sage vom Ursprünge der Stadt und ihres Namens. Wiesbaden,
vielbesuchte Heilquellen. Kaub, Blüchers Übergang 1814. Marburg, Universität.
Limburg, Bischofssitz, prächtiger Dom. Ems, weltberühmter Badeort. Selters
iselterwasser). Schmalkalden, Industrie in Eisen- u. Stahlwaren.
*§ 43. Die hohenzollernschen Tande (1100 qkm, 70000 E.) werden
von Württemberg und Baden eingeschlossen und von der Rauhen Alb durch-
zogen. Der um den Neckar liegende Teil ist fruchtbarer (Getreide, Obstbau)
als der nach der Donau zu liegende. Der mittlere Strich ist unfruchtbar.
Die Bewohner sind meist katholisch. Hier regierten sonst in den beiden
Städtchen Hechingen und Sigmaringen zwei selbständige Fürsten aus
dem Hause Hohenzollern. 1850 traten dieselben ihr Land an Preußen ab.
Es bildet den Regierungsbezirk Sigmaringen und steht unter dem Ober-
präsidenten der Rheinprovinz. Südlich von Hechingen liegt der Hohen-
zolleru (850 in h.); auf ihm steht das Stammschloß Hohenzollern, das jetzt
in altem Glanze wiederhergestellt ist.
tz 44. Ihüdi6stdi auf das Königreich Preußen. Preußen umfaßt den größten
Teil Norddeutschlands. Es dehnt sich von der russischen bis zur niederländischen und bel-
gischen Grenze aus. Es ist 350000 qkm groß und hat 37,3 Will. Einwohner. Gegen-
wärtig umfaßt es 12 Provinzen, 9 alte und 3 neue; letztere sind im Jahre 1866 dazu
gekommen. Die alten heißen: Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen,
Schlesien, Sachsen, Westfalen, Rheinprovinz. Die neuen sind: Hannover, Schleswig-
Holstein, Hessen-Nassau. Der Größe nach folgen die Provinzen so aufeinander: Schlesien,
Brandenburg, Hannover, Ostpreußen, Pommern, Posen, Rheinprovinz, Westpreußen,
Sachsen, Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen Nassau. — Am dünnsten bevölkert sind