1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Nowack, Hugo
- Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 20. Erfindungen und Entdeckungen.
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und beim Volke beliebt zu machen. Seine Liebe zu Turnieren und zu ge-
fahrvollen Jagden, bei denen er oft in Lebensgefahr geriet, brachten ihm
den Namen „der letzte Ritter" ein. (Martinswand.) — In seinen
kriegerischen Unternehmungen hatte er wenig Glück. — Glücklicher war
er in der Vergrößerung seiner Hausmacht. Er heiratete Maria von Bur-
gund, durch die er die Niederlande wieder zum Reiche brachte. Sein Sohn
wurde durch Heirat der Erbe von Spanien, dessen erster König aus habs-
burgischem Geschlechte, Karl V., Maximilians Enkel, war.
3. Seine Regierung hat dem Reiche manche wohltätige Einrichtung
gebracht. So gebot er einen ewigen Landfrieden. Acht und Bann
sollte den Verächter desselben treffen. Um den Frieden erfolgreich zu
sichern, wurde das Reich in zehn Kreise geteilt. An der Spitze eines jeden
Kreises stand ein Kreisoberster, der in seinem Gebiet für die Ordnung
sorgte. Zur Schlichtung von Rechtshündeln ward das Reichskammer-
gericht begründet, vor dem auch die Streitigkeiten unter Fürsten beigelegt
werden sollten. — Auch die erste Post hat Maximilian eingerichtet; sie
verband Wien und Brüssel. — In der letzten Zeit des Kaisers begann
die Reformation und damit eine neue Zeit, deren Hereinbrechen auf allen
Lebensgebieten Jahrzehnte hindurch vorbereitet war, namentlich durch Er-
ffndungen und Entdeckungen.
8 20. Erfindungen und Entdeckungen.
A. Erfindungen. 1. Kompaß. Die Alten mußten bei ihren
Seefahrten an den Küsten entlang fahren, weil sie sich auf dem offenen
Meere verirrt hätten.^ Als aber um 1300 ein Italiener die Magnetnadel
im Kompaß für die Schiffahrt nutzbar machte, durfte man es wagen, in
die weiten Weltmeere hinauszusteuern.
2. Schießpulver. Den Chinesen, Indern und Arabern soll es schon
sehr frühe bekannt gewesen sein. Gewöhnlich nennt man als Erfinder den
Mönch Bertold Schwarz zu Freiburg im Breisgan. Bald verwandte
man das Pulver bei Kriegswerkzeugen. Diese hatten anfangs mörserühnliche
Gestalt (daher ihr Name); später machte man die Rohre länger und erhielt
die Kanonen. Auch kleinere Feuerwaffen, die ein Mann tragen konnte,
stellte man her. Diese Gewehre wurden mit der Lunte losgebrannt, bis man
in Nürnberg für die kleinen Feuerwaffen das Feuerschloß erfand, durch
welches ein Feuerstein (Flint) an einem stählernen Schloßteile Funken
schlug (Flinten). Ein Preuße, Dreyse, erfand in unserm Jahrhundert die
Hinterlader, bei denen die Zündnadel die Entzündung des Pulvers bewirkt.
— Jetzt wird zu Kriegszwecken rauchschwaches Pulver benutzt, seine Zu-
sammensetzung ist Geheimnis.
3. Wie der Kompaß das Seewesen umgestaltete, so das Pulver das
Kriegswesen. Die Ritter verloren an Bedeutung, da ihnen weder ihre
Rüstungen, noch ihre Burgen Schutz boten. Die Fürsten nahmen sich
Söldner in Dienst, Landsknechte geheißen, die zu Fuß kämpften.
Sie trugen ein ledernes Wams, darüber einen Harnisch und einen eisernen