1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Nowack, Hugo
- Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 38. Der Deutsche Krieg 1866.
Die Österreicher hatten eine sehr günstige Stellung; sie waren durch
die Bistritz geschützt und hatten die Höhen, die ostwärts des Flüßchens liegen,
besetzt und auf jede mögliche Art befestigt. Am Morgen des 3. Juli
regnete es in Strömen. Prinz Friedrich Karl griff das Zentrum der Feinde
an, konnte aber trotz der größten Tapferkeit und Ausdauer seiner Soldaten
nur mit Mühe seine Stellung behaupten, an ein Vorrücken war nicht zu
denken, das Feuer von 600 feindlichen Kanonen hielt sie auf. Den schwersten
Dtand hatte die Division Fransecky in einem Walde bei Sadowa. Sie
war 14 Bataillone stark und hatte sich gegen 42 feindliche zu wehren; aber
sie hielt stand nach dem Worte Franseckys: „Hier bleiben wir, hier sterben
wir!" Um Mittag stand die Schlacht; noch war der Kronprinz nicht her-
angerückt. Wie einst Wellington nach Blücher, so schauten der König und
seine Generale nach Nordost, nach dem Heere des Kronprinzen aus. Dieser
war frühzeitig aufgebrochen; aber die vom Regen aufgeweichten Wege hatten
ihn aufgehalten. — Endlich, gegen zwei Uhr, erhielt der König die Freuden-
botschaft, daß des Kronprinzen Heer da sei und schon den rechten Flügel
der Feinde angegriffen habe. Nun war Benedeks Geschick entschieden. Die
preußische Garde stürmte und behauptete das Dorf Chlum, den Schlüssel
der feindlichen Stellung. Die Truppen des Prinzen Friedrich Karl gingen
siegreich zum Angriff über, und die Österreicher ergriffen die Flucht. König
Wilhelm hatte sich mutig der größten Gefahr ausgesetzt und dem Grafen
Bismarck, der ihn bat, sich zu schonen, geantwortet: „Wo soll ich hinreiten,
wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" Er stellte sich selbst an die Spitze
seiner Reiterei, um den Feind zu verfolgen. Tausende wurden gefangen
genommen, 174 Kanonen und 11 Fahnen fielen in die Hände der Preußen.—
Gegen Abend traf der König mit feinem Sohne auf dem Schlachtfelde zu-
sammen. Er umarmte ihn unter Freudentränen und hing ihm eigenhändig
den hohen Orden pour le merite um.
Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Ohne
nennenswerten Widerstand zu finden, drangen die Preußen bis in die
Nähe von Wien und Preßburg vor, und nun kam es zunächst zu einem
Waffenstillstände.
3. Im Westen waren Preußens Waffen auch siegreich gewesen. Der
König von Hannover zog im Juni mit seiner Armee nach Thüringen, um
sich mit den Bayern zu vereinigen. Da stellte sich ihm ein schwaches preu-
ßisches Heer entgegen, das er bei Langensalza zurückschlug. Aber schon
zwei Tage später war er von den Preußen rings umstellt, so daß er mit
seinem Heere die Waffen strecken mußte. In den ersten Julitagen wurden
die süddeutschen Feinde Preußens in einer Reihe von Gefechten, bei Kis-
singen und Aschaffenburg u. a. von dem preußischen General Vogel von
Falckenstein geschlagen und über den Main zurückgejagt. Frankfurt a. M.
wurde von den Preußen besetzt, bald auch Darmstadt, Würzburg und Nürn-
berg. Nun baten auch die süddeutschen Fürsten um Waffenruhe.
4. Ihr folgte der Friede zu Prag. Österreich schied aus Deutsch-
land aus, verzichtete auf seine Ansprüche auf Schleswig-Holstein und zahlte