1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 27. Die Provinz Brandenburg.
ist inzwischen ausgerodet und in Wiese und Ackerland verwandelt. Die
Bewohner treiben Fischfang und Gartenbau. Der Boden ist fruchtbar. Alles
was anderswo zu Fuß, zu Pferde und Wagen abgemacht wird, verrichtet
man dort in Kähnen. Die Flußarme und Grüben vertreten die Stelle der
Wege. — An der Spree liegen in der Provinz Brandenburg Lübben,
Berlin, Charlottenburg. Bei Spandau mündet sie in die Havel. Sie
ist mit der Oder durch den neuen Oder-Spree-Kanal verbunden, der
von Müllrose ab das verbreiterte und vertiefte Bett des alten Müllroser-
oder Friedrich Wilhelm-Kanals bis zur Spree und danach zum Teil
diese selbst bis unterhalb Fürstenwaldes benutzt.
§ 27. pie Wrovirrz Brandenburg (40000 qkm, 5000000 E.) breitet
sich zu beiden Seiten der Havel und Spree aus und reicht von der Elbe
bis über die Oder. Im N. zieht sich ein Landrücken hin, der herrliche Bnchen-
und Eichenwälder trägt und trefflich angebaut ist. Im S. liegt der unfrucht-
bare Fläming. Das Land zwischen den beiden Höhenzügen ist mulden-
artig vertieft. ■—- Bodengüte und Erzeugnisse. Der größte Teil der Pro-
vinz ist Sandbodett. Fruchtbare Stellen sind das Oderbruch, die Uckermark,
Teile des Spreewaldes. Das Land, welches von der Havel eingeschlossen
wird, ist Moorland (Luch). Hier wird viel Torf gestochen, der meist nach
Berlin gebracht wird. Bei Rüdersdorf befinden sich Kalksteinbrüche, bei
Sperenberg ein Steinsalzlager. Die Schafzucht ist bedeutend. In Kott-
bus, Forst, Spremberg und Finsterwalde sind Tuchfabriken. — Die
Provinz zerfällt in den Stadtbezirk Berlin und in die 2 Regierungsbezirke
Potsdam und Frankfurt a. O.
Berlin, in einer sandigen Gegend, zu beiden Seiten der Spree, hat 1900 000 E.
und ist die größte Stadt Deutschlands und die Hauptstadt des Deutschen Reiches. Sie hat
eine sehr besuchte Universität und ist die bedeutendste Fabrik- und Handelsstadt des Reiches,
ja des ganzen europäischen Festlandes. Etwa in der Mitte der Stadt erhebt sich das
Königliche Schloß am Lustgarten. Von den vielen Räumen desselben (5—600) sind
besonders die Schloßkapelle und der Weiße Saal sehenswert. In der Nähe des Lustgar-
tens stehen auch das Alte und Neue Museum; das sind Gebäude, in denen eine große
Menge von herrlichen Kunstwerken aller Zeiten und Länder aufbewahrt wird. Im Zeug-
hause findet man die verschiedenartigsten Geschütze und Waffen, wie sie im Laufe der
Zeit bei unserer Armee und in fremden Heeren in Gebrauch waren; auch werden hier die
eroberten Kriegsfahnen aufbewahrt. — Die Stadt hat Hunderte von Straßen, darunter
sehr lange (die große Friedrichstraße eine Stunde lang). Eine der schönsten ist die Straße
„Unter den Linden". Sie ist mit einer vierfachen Reihe von Linden und Kastanien
bepflanzt. Zu beiden Seiten stehen prächtige Paläste und Kaufhallen. An dieser Straße
steht auch das Schloß, in dem Kaiser Wilhelm I. wohnte. Diese Straße führt nach W. zum
Brandenburger Tore. Dasselbe hat fünf Durchgänge; der mittelste ist nur königl.
Wagen geöffnet. Geht man durch das Brandenburger Tor nach W., so kommt man in
den Tiergarten; es ist ein schattenreicher Park mit zahlreichen Fuß-, Reit- und Fahr-
wegen, mit schönen Wiesenplätzen, Teichen, Blumenbeeten und Gebüschgruppen, sowie mit
vielen Vergnügungslokalen. Es ist der angenehmste Spazierort der Berliner. Am süd-
westlichen Ende umschließt er den Zoologischen Garten. Hier findet man in stattlichen
Häusern und Gehegen die verschiedenen Tiere der fremden Erdteile beisammen: Löwen, Bären,
Kamele, Elefanten, Giraffen, Papageien u. a. — Berlin ist auch reich an Denkmälern; die
großartigsten find das Denkmal Kaiser Wilhelms I., Friedrichs d. Gr., des Großen Kur-
fürsten, Friedrich Wilhelms 111. und die neu errichtete „Siegesallee". Da sind auch den