1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Die Ems und die Moorlandschaften. — Die Provinz Hannover. §§ 34—35.
bestellten Feldern umgeschaffen. Man baut vorwiegend Buchweizen, der
die Hauptnahrung der Bewohner liefert, daneben aber auch Gerste, Hafer,
Roggen, Flachs, Kartoffeln. An den Bächen und Flüssen liegen zahlreiche
Dörfer, die in Erlengebüschen versteckt oder von kleinen Eichenhainen über-
schattet und von Feldern und natürlichen oder künstlichen Wiesen unigeben
sind. Den Hauptbestandteil der Wälder bildet die Kiefer; doch trifft man
auch die Buche und Eiche an. Wenn in der Heide auch nicht bedeutender
Reichtum zu finden ist, so ist doch eine gewisse Wohlhabenheit zu Hause.
Einheimische Bettler gibt es fast gar nicht. Jetzt wird die Lüneburger
Heide von mehreren Eisenbahnen durchschnitten.
*§ 34. Die Gins und die Moorland schäften zu beiden Seiten der-
selben. Die Ems kommt vom Teutoburger Walde, fließt in einem Bogen
südlich von demselben dahin, wendet sich dann nach N. und mündet, nach-
dem sie den Dollart durchflossen hat, in zwei Armen in die Nordsee. Der
Dollart ist ein Meerbusen, der in: 13. Jahrhundert durch den Untergang
eines stark bevölkerten Landstriches entstanden ist. — Zu beiden Seiten der
Ems breitet sich eine sumpfige Niederung ans, die spärlich mit kurzem,
schilfigem Moorgrase oder mit Binsen überzogen ist. Weit und breit sieht
man keinen Baum, keinen Strauch, keine Hütte. Viel Torf wird hier ge-
stochen und nach größeren Städten geschafft. •— Aus dem Moorboden ge-
winnt man Ackerland, meist durch künstliche Düngung, die aus dem Moor
herrliche Kornernten hervorbringt, aber auch noch nach dem früher allgemein
üblichen Verfahren. Man teilt nämlich die Fläche durch Gräben in große
Vierecke, hackt im Herbste den Boden auf, zerschlägt die Erdstücke im Früh-
linge fein und schüttet dann bei schönem Wetter an vielen Stellen glühende
Kohlen darauf, worauf der Boden zu brennen anfängt. Bei mäßigem
Winde stehen bald große Moorstrecken in Brand. Dicke Rauchwolken steigen
dann auf und werden von den N.w.-Winden in das Innere von Deutsch-
land getragen, wo sie als Höhenrauch bekannt sind. In die heiße Asche
sät man sofort den Buchweizen.
§ 35. Die Provinz Kannover (38500 qkm, 2 600000 E.) liegt an
der Nordsee zu beiden Seiten der Weser bis hinauf zum Harz. Sie besteht
aus zwei Hauptmassen, welche durch Braunschweiger Gebiet getrennt sind.
Das nördl. größere Stück umschließt das Großherzogtum Oldenburg und
die Freie Stadt Bremen. Dadurch wird es wieder geteilt. Somit besteht
Hannover aus drei Stücken: Ost-, West- und Südhannover. Das Land
dacht sich vom Harze aus nach N. zu ab. Welches sind die Gewässer der
Provinz? An dem Unterlauf der Flüsse und an der Nordsee ist fruchtbares
Marschland (Viehzucht), um die Ems Moorboden. Das in der Nähe der
Marsch, aber höher gelegene, trockene, sandige Land heißt Geestland. Auf
ihm kann noch Getreide gebaut werden. (Etwa fiz der Provinz ist Heide
und Moor.) Die Bewohner gehören größtenteils zu dem alten Volks-
stamme der Sachsen. An der Nordseeküste wohnen Friesen. Die Mehrzahl
bekennt sich zur lutherischen Kirche. Die Provinz zerfällt in 6 Regierungs-
bezirke: Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich.