1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Erziehung. Damit die Jugend der Alten würdig werde, wurde
ihre Leibeskraft frühe geübt durch Gebrauch der Waffen im Kampfspiel
und auf der Jagd. Baden im Strome selbst bei rauher Witterung, und
Ertragen von Hunger und Kälte härteten schon den Knaben ab. In
feierlicher Versammlung wurden dem herangewachsenen Jünglinge Schild
und Speer überreicht, und nun galt er als ein Mann.
3. Verfassung. Das Volk bestand aus Freien und leibeigenen Knechten.
Wer eigenen Grund und Boden besaß, gehörte zu den Freien. Die Knechte
mußten des Freien Acker bestellen, wurden aber mild behandelt. Wer
großen Grundbesitz hatte und sich durch Tapferkeit auszeichnete, wurde den
Edlen oder Adeligen zugezählt. Der tapferste Krieger führte als Herzog
die Heerhaufen; der Erfahrenste wurde zum Richter gewählt und führte
den Vorsitz in der Volksversammlung, in der über Krieg und Frieden ver-
handelt und Recht gesprochen wurde.
4. Religion. Die alten Deutschen verehrten die Kräfte der Natur
im Schatten ehrwürdiger Eichen oder auf Höhen. Der oberste Gott, der
Allvater, der aller Geschicke lenkt, war Wodan. Er ritt auf seinem grauen
Rosse durch die Lüfte, gefolgt von dem wilden Heere, oder thronte in seiner
Himmelsburg Walhalla. Hierher wurden die im Kriege gefallenen Helden
durch die Schlachtjungfrauen, Walküren, getragen. Hier ergötzten sie sich
an Jagd und Kampfspiel, an der Erzählung ihrer Heldentaten und am
Gelage. Die Bösen und die Feiglinge kamen in das grausige Nebelheim.
Frigga oder Freia, Wodans Gemahlin, beschützte die Ehe. Donar (Thor),
Wodans Sohn, war der Donnergott, der aus seinem feurigen Barte die
Blitze bläst. Ziu war der einarmige Kriegsgott. Diesen waren der Frei-
tag, der Donnerstag und der Dienstag geheiligt. — Die Göttin Berta
oder Herta spendete Segen in Flur und Feld. Namentlich auf Rügen
wurde sie verehrt. Außer diesen gab es noch andere Götter, gute und
böse, Niesen und Zwerge, Elfen und Nixen.
§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Die alten Deutschen waren in viele Stämme zerspalten; zwei derselben
waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern hatten etwa 100 Jahre
vor Christi Geburt ihre Heimat Jütland verlassen und waren nach Süden
gezogen. So kamen sie mit Weibern und Kindern am Nordfuße der Alpen
an. Römische Heere hielten ihnen nicht stand, denn noch nie hatten die
kriegsgeübten römischen Soldaten einem so kräftigen und mutigen Volke
gegenübergestanden. Diese Horden durchzogen die Schweiz und das südliche
Frankreich und trafen hier auf die Teutonen, mit denen sie sich verbanden.
<nier wollten sie bleiben und begehrten von den Römern Wohnsitze. Aber
diese wollten so gefährliche Nachbarn nicht aufnehmen, sondern schickten neue
Heere gegen sie, die aber auch geschlagen wurden.
Jetzt versuchten die Teutonen am Meere hin und die Cimbern von
Norden° her über die Alpen in Italien einzubrechen. Im sehr bedrohten
Rom zitterte man. Nur ein Mann verzagte nicht, Marius. Er zog mit