1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Tierkunde.
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auf einem Aste und knackt sich ein Nüßchen, bald klettert es in Schrauben-
linien am Stamme eines Baumes bis in den Wipfel empor. Es wird
etwa eine Spanne lang; der buschige, zweizeilig behaarte Schwanz ist
ebenso lang wie der ganze Körper. Beim Sitzen hält es ihn 8-förmig
über dem Rücken gebogen, beim Springen und Klettern, wobei ihm feine
scharfen Krallen vortreffliche Dienste leisten, streckt es ihn gerade aus
und benutzt ihn als Steuer. Die fuchsrote Farbe des Pelzes geht im
Winter mehr ins Grane über und paßt vorzüglich zur Rinde der
Nadelbäume, so daß das Tierchen schwer zu sehen ist, wenn es sich an
den Stamm anschmiegt.
Das Eichhörnchen bewohnt unsere Wälder; doch zieht es Nadel-
holzwälder den Laubholzwaldungen vor, weil es besonders gern die
Samen der Fichten und Tannen frißt. Auch knackt es gern Hasel- und
Buchnüsse, verzehrt aber auch Eier und junge Vögel. In Obstgärten
richtet es großen Schaden an; denn es schält das Fleisch der Äpfel und
Birnen in runden Streifen ab und frißt nur die Kerne; auch beißt es die
jungen Triebe der Bäume ab. Sein Winterpelz wird unter dem Namen
Grauwerk oder Veh in den Handel gebracht; auch sein Fleisch wird ge-
gessen. Jung eingefangen, läßt es sich leicht zähmen.
Zwischen den Ästen hoher Bäume oder auch in Astlöchern legt es
sein aus Reisern geflochtenes Nest an, das es im Innern weich aus-
polstert und am Eingänge mit einer beweglichen Klappe versieht. Hier
wirst es im Jahre zweimal 2—5 Junge, die es längere Zeit bei sich
behält. Außer dem Hauptneste legt es noch mehrere Nebennester an;
diese dienen ihm als Zufluchtsstätten und Vorratskammern für den Winter.
Das fliegende Eichhörnchen, in den Birkenwäldern Sibiriens, hat zwischen den
Vorder- und Hinterbeinen an beiden Seiten des Körpers eine Flatterhaut, die ihm beim
Springen als Fallschirm dient. Die Haselmäuse sind gleichsam kleine Eichhörnchen.
Das Murmeltier lebt im Hochgebirge der Alpen und Pyrenäen in selbstgegrabenen
Erdhöhlen und hält dort einen langen Winterschlaf. Es wird oft gezähmt und abgerichtet.
§ 19. Die Hausmaus erreicht nur eine Länge von 9 em. Ihr
kleiner Körper ist mit einem grauen Pelze bedeckt und endigt in einen
langen, nackten Schwanz. Die flinken Tierchen finden sich in mensch-
lichen Wohnungen, leben dort in Kellern, Kammern und Stuben unter den
Dielen und werden durch das Benagen der Speisevorräte, Kleider u. dgl.
sehr lästig Weder durch Gift noch durch Fallen kann man sie gänzlich
vertilgen, da sie sich sehr schnell vermehren.
Ihr ähnlich sind die bräunliche Wald- und die dunkelgraue Feldmaus. Letztere
vermehrt sich oft so stark, daß sie zur Landplage wird. — Die braunschwarze Hausratte
findet sich nur noch in gebirgigen Gegenden; sonst ist sie fast gänzlich von der größeren
rötlich grauen Wanderratte, die aus Asien zu uns gekommen ist, lverdrüngt. Beide
werden äußerst lästig. Der Lemming bewohnt die skandinavischen Gebirge und unter-
nimmt in ungeheuren Scharen Wanderungen, wobei viele zu Grunde gehen.
Der Hamster ist etwas größer und plumper gebaut als die Ratte. Oben ist er
rotgelb, an den Seiten heller gefärbt, während die Beine schwarz sind. Er ist ein zorniges,
zänkisches, aber auch sehr mutiges Tier. Hunde greift er kühn an und beißt sich selbst
in den Kleidern der Menschen fest. Jedes Tier lebt in seinem Baue allein, und wenn sich
zwei Hamster auf dem Felde treffen, so gibt es einen Kampf auf Leben und Tod.